Tiergestützte Pädagogik im Kindergarten „Vollbrachtfinken“ (Erfurt)

„Anke, wann kommen denn Balu und seine Freunde wieder in den Kindergarten? Ich möchte mit ihnen das Spinnenspiel spielen.“ Mit dieser Frage begrüßte mich die kleine Mia, als ich aus meinem Urlaub wieder in den Kindergarten kam. Balu und seine Freunde sind drei ausgebildete Therapiebegleithunde, die das pädagogische Fachpersonal unseres Kindergartens in der Arbeit mit den Kindern unterstützen. Balu, mein eigener Hund, begleitet mich zwei bis drei Mal in der Woche zur Arbeit. Fine und Paulina kommen wöchentlich mit ihrem Frauchen Susanne Wille, um uns zu unterstützen.

Tiergestützte Pädagogik ist seit fast 20 Jahren ein Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit im Kindergarten Vollbrachtfinken im Erfurter Norden. Meerschweinchen, Fische und eine Achatschnecke haben in unserer Einrichtung ein gutes zu Hause gefunden. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen, sie in ihren Bedürfnissen zu respektieren, sie zu versorgen und entspannt zu beobachten. Für viele Kinder und Eltern ist unsere Tierecke der erste Anlaufpunkt beim Ankommen im Kindergarten. Die Tiere sind oft ein Brückenbauer zwischen Eltern, Kindern und Pädagog:innen und lockern das ein oder andere Elterngespräch auf.

Wenn die Kinder nach erfolgreicher Eingewöhnung Vertrauen und Beziehungen zu den Pädagog:innen aufgebaut haben, besteht auch für sie die Möglichkeit, immer freitags an einem Ausflug zum Reiterhof „Reitberger“ in Alach teilzunehmen. Dort lernen sie alles „rund ums Pferd“. Durch die gemeinsamen Ausflüge über die Felder und durchs Dorf lernen sie die Natur kennen und genießen die Zeit mit ihren Freunden.

Auch die kleine Mia hat großes Interesse an der Interaktion mit den Tieren. Sobald sie mich mit meinem Hund sieht, fragt sie ständig, ob wir etwas mit ihm spielen können. „Spielen mit dem Hund“ bedeutet bei uns, der Hund ist anwesend und wir überlegen gemeinsam mit den Kindern, welche Spielidee wir umsetzen können. Dabei stehen uns extra für die tiergestützte Arbeit verschiedene Materialen in allen Bildungsbereichen zur Verfügung. Mia gefällt z.B. das „Spinnenspiel“. Dabei werden Seile von Tischen zu Stühlen zu einem Spinnennetz gebunden. Eine kleine Spielzeugspinne sitzt in der Mitte und darf beim Überwinden der Seile nicht geweckt werden. Auf der einen Seite sind die Leckerlies für den Hund und diese müssen auf die andere Seite zum Hund gebracht werden, der dort auf seiner Decke wartet. Dabei fördern wir unter anderem die Motorik und das Sozialverhalten.  Andere Kinder bauen sich gern eine „Rennstrecke“ auf. Durch die Anzahl der gewürfelten Punkte entscheidet sich, wer zuerst im Ziel beim Hund ist, um ihn zu füttern.

Das sind nur zwei der verschiedenen Spielideen, die sich über die Jahre entwickelt haben und von den Kindern gern in kleinen Gruppen genutzt werden. Einer der Hauptschwerpunkte unserer tiergestützten Arbeit ist die Motivation der Kinder, Dinge oder Spiele auszuprobieren und sich dabei unbewusst weiterzuentwickeln. Mit oder für einen Hund ein Spiel zu spielen, macht unseren Kindern großen Spaß.

In unserer Einrichtung spielen und lernen auch viele Kinder mit emotionalen Einschränkungen. Da die Tiere alle Menschen so annehmen, wie sie sind und wertfrei ihnen gegenübertreten, erfahren einige Kinder im Umgang mit den Tieren meist die ersten positiven sozialen Kontakte und genießen sie. Unsere Hunde spiegeln das Verhalten der Kinder und so lernen die Kinder durch Beobachtung ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und anzupassen. Diese Erfahrungen übernehmen sie dann auch in das Spiel mit ihren Freunden.

Diese positiven Erfahrungen stärken nicht nur unsere Kinder. Auch die Pädagog:innen sind dankbar für die tierische Unterstützung und genießen gemeinsam die schönen Momente mit ihnen und den Kindern.

Anke Schmiedl aus der Kita Vollbrachtfinken in Erfurt

Kinder, Freundschaft und ein bisschen Quatsch: Kinder aus der Kita Dualingo im Offenen Hörfunkkanal Jena

„Darf ich mal mein Lieblingslied singen und Quatsch machen…….?“

„Und, wir haben eine Geschichte mitgebracht. Walter & Daisy, das sind richtige Freunde.“

Der Grundstein für Medienkompetenz wird in der Kita gelegt. Aktive Medienarbeit enthält eine reichhaltige pädagogische Kost. Sie dient dazu, dass Kinder Medien interessengeleitet nutzen und lernen, Angebote zu reflektieren und zu hinterfragen. In unserer einwöchigen Vorschulaktivität im Rahmen des Projektes „Vielfalt vor Ort begegnen“ und unserer „Medienpädagogischen Arbeit“ erforschen die Kinder der Kita Dualingo ihren Sozialraum und besuchen den Offenen Hörfunkkanal Jena. Hier tauchen sie in die Welt der Klänge, Geräusche, Sprache und Musik ein. Sie erfinden eine Hörgeschichte, erzeugen gemeinsam Geräusche und entdecken Audiotechnik. Zuhören, Mut zum Sprechen, Herantasten und Ausprobieren wird zu einem gemeinsamen Abenteuer. Nichts muss vollendet und perfekt sein.

In Eigenregie haben die Kinder Spaß daran, mit dem Micro zu hantieren, die eigene Stimme zu hören, Geräusche einzufangen und sich in einer Endlosschleife das Gesprochene anzuhören. Es sind die ganz besonderen Hörerfahrungen, die die Zuhörkompetenz unterstützen und die Fantasie der Kinder beflügeln. Eine Lieblingsgeschichte der Kinder wird zum Nacherzählobjekt: Walter kriegt Besuch.  Die Kinder haben Spaß daran, Bilder in Geräusche zu verwandeln und erleben ihre eigene Story von einer ganz besonderen Freundschaft. Die Themen der Kinder drehen sich gerade um Freunde und Freundschaft.

Was macht eine Freundschaft aus?
Warum streiten Freunde auch manchmal?
Was macht man, um sich wieder zu vertragen?
Warum streiten Menschen?

Diese Geschichte kommt ohne Streit aus, obwohl es genug Anlass dazu gibt. Das hat die Kinder besonders begeistert.

Hier können Sie – in einer Auswahl der Aufnahmen – über die Erzähl- und Gesangslust und den Mut unserer Kinder in der Kita Dualingo staunen. Einige freuen sich schon auf das nächste Mal.

Intro

Über Gefühle

Der Kuckuck und der Esel

Über Freund:innen

Grüße

Viel Spaß beim Hören!

Text: Regina Fleger, Kita Dualingo (Jena)

QUERLINIO: eine inklusive, frühkindliche Eltern-Kind-Gruppe in der KiTa Schwabenhaus (Jena)

Beim Querwege e.V. ermöglichen wir mit dem Eintritt in den Kindergraten ein bewusstes, wertfreies Erleben von Vielfalt. Nach 18 Jahren Berufserfahrung und unzähligen Erstgesprächen war uns das in der KiTa Schwabenhaus nicht mehr genug. So saßen Eltern von Kindern, welche nicht der sogenannten Norm entsprachen, oft weinend vor uns und gewährten uns einen Einblick in das erste Jahr mit ihrem Baby, welches oft durch wenig Unterstützung oder auch Rückzug geprägt war.

Natürlich gibt es unzählige Eltern-Kind-Kurse. Das Feedback von Eltern, welche Kinder mit Integrationsbedarf haben, war aber fast immer: „Nein, da sind wir nicht hin. Wir wollten uns nicht erklären. Wir wollten nicht ‚die mit dem behinderten Kind‘ sein.

Durch das Projekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ konnten wir endlich unser langersehntes Projekt Querlino ins Leben rufen. Damit wollen wir ganz bewusst einen Raum für Eltern und Kinder mit Behinderung schaffen, jedoch nicht separat, sondern inklusiv. Die ersten beiden Kurse starteten im März 2022 und für 10 Wochen hatten wir die Möglichkeit, unsere Idee gemeinsam mit 11 Eltern(-paaren) umzusetzen. Im Fokus dieser Erprobungsphase stand, uns auszuprobieren, Erfahrungen als Kursleitende zu sammeln und die verschiedenen Bedarfe genauer auszuloten. Und diese waren auch für uns erstaunlich! Eine Mutter erzählte uns, dass sie sich schäme, ihr Kind in der Öffentlichkeit mit der Flasche zu füttern, da sie nicht mehr stillen könne. Eine andere Mutter bekam häufig Bemerkungen aufgrund des hohen Nähebedürfnisses ihrer 6 Monate alten Tochter und ihrer Bereitschaft, ihr genau dieses zu erfüllen. Für uns stellte sich nun die Frage: „Wo fängt Vielfalt eigentlich an?“ Für uns nicht durch eine Diagnose! Vielfalt fängt dort an, wo es uns schwerfällt, z.B. individuelle Erfahrungshintergründe und persönliche Bedürfnisse nicht zu verurteilen. Querlino möchte genau das: ein wertfreien Raum für alle Eltern mit ihren Kindern, in welchem sie mit allem kommen können, was sie haben und sind! Wir möchten den Kurs nach den Bedürfnissen der Eltern ausrichten und individuell gestalten. Wir wollen unsere stillen oder lauten Urteile reflektieren, hinterfragen und Vielfalt als Normalität verstehen: als eine Ressource.

Im Sommer 2022 beginnt eine unserer Fachkräfte die Ausbildung zur Kursleiterin. Grundlage dafür wird das Konzept von Fenkid sein, welches unsere Werte widerspiegelt. Danach steht dem offiziellen Start von Querlino im September 2022 nichts mehr im Weg.

Text: Sindy Strauß & Josefine Graf, KiTa „Schwabenhaus“ (Jena)

Vielfalt von Anfang an: Der „Tag der Vielfalt“ in der Kita „Anne Frank“

„Der Deutsche Diversity-Tag bzw. „Tag der Vielfalt“ (31. Mai 2022) ist ein jährlich wiederkehrender, bundesweiter Aktionstag, der dazu aufruft, sich für Vielfalt einzusetzen und gesellschaftliches Bewusstsein für Vielfalt zu schaffen. Seit Juni 2021 nehmen sich Stephanie Kraft, Ines Aster und Christine Burger aus dem ASB Kindergarten Anne Frank aus Mühlhausen dieses Thema im Rahmen des Modellprojekts “Vielfalt vor Ort begegnen” zu Herzen.

Ein Jahr lang wurde schon mit den Kolleg:innen und Kindern daran gearbeitet. Die innere Haltung und Werte wurden unter die Lupe genommen, Kinder wurden gestärkt und in ihren Handlungen unterstützt. Gruppenräume wurden umgestaltet, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, selbstständig ihren Tag zu gestalten. Neue Räume entstanden und wurden erweitert, wie zum Beispiel die Kinderbibliothek oder das Kinderrestaurant.

Viele Ideen und Ziele möchten noch verfolgt werden, doch nach dem ersten Jahr wollten wir das feiern, was wir schon alles gemeinsam geschafft haben. Am 30.Mai 2022 begann der Tag mit einem bunten und vielfältigen Frühstück für die Kinder. Gestärkt und voller Vorfreude gingen die Kinder und Erzieher mit ihren selbst bemalten T-Shirts zum Mensagarten, wo schon der Kinderliedermacher „Mathi” als Überraschung auf sie wartete. Mit seinen selbst komponierten Liedern lud er sie ein, in viele verschiedene Rollen zu schlüpfen. Die Kinder und auch die Erzieher:innen wurden mitgerissen und keiner merkte wie schnell die Zeit verging. Mit großem Applaus und Zugaben ging das tolle Kinderkonzert zu Ende. Doch für die Kinder war der Tag noch nicht vorbei. Nachmittags wurden sie bunt angemalt und es gab leckere Obstbowle, die auch den Eltern schmeckte.

Auch unsere Vorschulkinder wollten sich an den Tag beteiligen und sie haben sich für den „Tag der Vielfalt“ etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie wollten Familien helfen, welche mit sehr wenig aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sind: Die Kinder haben einen bunten Flohmarkt für ukrainische Geflohene organisiert.

So haben die Kinder Karten für jedes Kind unserer Kita gestaltet und darum gebeten, dass jedes Kind ein Spielzeug mitbringt, mit welchem es zu Hause nicht mehr spielt.

Tatsächlich haben viele Kinder etwas mitgebracht. Und die Vorschulkinder haben es dann schließlich an einem Stand in unserem Garten verkauft. Alle Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten waren herzlich eingeladen. Dafür haben sie Plakate selbst gebastelt, die Spielsachen sortiert und schließlich auch das viele Geld selbst gezählt. 303,60 Euro konnten die Kinder einnehmen und unterstützen damit ukrainische Familien. Danke an unsere Vorschulkinder!

Und so endete unser “Tag der Vielfalt” mit leuchtenden Augen, bunt geschminkten Gesichtern und offenen Herzen in unserem Mensagarten, wo ALLE zusammenkamen. Es war ein schöner Tag für alle, den wir nächstes Jahr gern wiederholen möchten.

Ines Aster und Christine Burger (Kita „Anne Frank“ in Mühlhausen)

„Die Abenteuer von Elisabeth und Betty“ in der Kita „Mosaik“ in Gera

Sprachliche und kulturelle Vielfalt gehören zu unserem Kindergarten Alltag. Die Integrative Kindertagesstätte ‘Mosaik’ in Gera begegnet allen Familien aus verschiedenen Herkunftsländern mit Wertschätzung und ermöglicht in der Kita den gleiche n Zugang zu
Bildungschancen. Die Idee zu diesem Buch entstand gemeinsam mit der Gruppe der „Summselbienen“, die sich anhand ihrer selbst gemalten Bilder eine Geschichte ausgedacht haben. Die Geschichte mit dem Titel „Die Abenteuer von Elisabeth und Betty“ Eine Geschichte der „Summselbienen“ wurde mit Unterstützung der pädagogischen Fachkräfteniedergeschrieben und zusätzlich in mehrere Sprachen übersetzt.
Geplant war eine Präsentation des entstandenen Werkes in der Kita Mosaik im Rahmen der Interkulturellen Woche 2021. Es sollte eine Lesung des von den Kindern geschriebenen Buches in Deutsch und Arabisch stattfinden. Anschließend war eine Leserunde geplant, in der Familien mit ihren Kindern das vor gelesene Buch oder ein anderes mehrsprachiges Buch gemeinsam lesen können. Leider konnte dieses Vorhaben aufgrund der Corona Pandemie (noch) nicht umgesetzt werden. Im Rahmen des Internationalen Lese Festivals in Thüringen war die Präsentation der selbst verfassten Geschichte vor einem Publikum durch die Kinder möglich Das überregionale Projekt Stadtlesen gastierte vom 06. Mai 2021 bis zum 09. Mai 2021, erstmals in Gera und damit erstmals in Thüringen. Das Buch ist aktuell über die Kita Bibliothek und das Familienzentrum für den Sozialraum zugänglich.
Mit diesem gemeinsamen Projekt wurden in der Kita „Mosaik“ durch das Entstehen eines mehrsprachigen Bilderbuches ästhetische und kreative Erfahrungen gefördert, ein Zugang zu anderen Sprachen und Schriftzeichen ermöglicht und ein wertschätzendes Miteinander in den Fokus gestellt.

Adrienne Krause & Dojna Seime
AWO Kita Mosaik

Bericht zum Verbundtreffen zum Thema „Partizipation & Beschwerdemanagement“ in Bleicherode

Am 16.03.22 fand im „Kindergarten Gartenkinder“ in Bleicherode das 2. Verbundtreffen im Verbund 3 (Nordhausen, Eichsfeld, Gotha) statt. Die Steuerungsteams erwartete eine aufwendig vorbereitete Piazza mit einem umfangreichen Materialtisch und einem abwechslungsreichen Buffet.

Zum Einstieg stellte sich jedes Steuerungsteam vor und erzählte, was Partizipation aus ihrer Sicht in der jeweiligen Einrichtung ausmacht. Dabei entstand eine Foto-Sammlung mit Eindrücken aus den Kindergärten des Verbundes. Anschließend verbrachten die Fachkräfte den Vormittag in Kleingruppen und nutzen das Kreativangebot des Gartenkinder-Teams, die vier Stationen unter dem Motto „Gelegenheiten aus der Kunst zum Thema Vielfalt“ vorbereitet hatten. An den Stationen „Wer bist du?“, „Meine Wirklichkeit, deine Wirklichkeit“, „Vom ICH zum WIR“ und „Die 100 Sprachen“ entstanden Kunstwerke und intensive Austauschgespräche. Diese einladenden kreativen Möglichkeiten zum Kennenlernen, Bewegen und gemeinsam Reflektieren wurden sehr positiv angenommen und produktiv genutzt.

         

Am Nachmittag wurde ein World Café zum Thema Partizipation eröffnet. Verteilt auf drei Stationen gab es pro Runde eine Reflexionsfrage und ein Poster zum Sammeln für Schlagworte zum jeweiligen Thema. Die Teams starteten an einem Tisch mit der ersten Reflexionsfrage und rotierten dann weiter zu Tisch zwei und drei.

Station Partizipation von Kindern

  • Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Einrichtung mit der Beteiligung von Kindern? Wie werden die Erwartungen von Kindern erfragt?
  • Was sind die Voraussetzungen auf Seiten des Teams und der Kinder?
  • Welche Methoden oder Anlässe sind für die Beteiligung von Kindern in Ihrer Einrichtung passend?

+ Sammelposter: Welche Formen von Beteiligung gibt es für Kinder?

Station Partizipation von Eltern

  • Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Einrichtung mit der Beteiligung von Familien? Wie werden die Erwartungen von Familien erfragt?
  • Was sind die Voraussetzungen auf Seiten des Teams und der Familien?
  • Welche Methoden oder Anlässe sind für einen regelmäßige Zusammenarbeit mit allen Familien in Ihrer Einrichtung passend?

+ Sammelposter: Welche Formen von Beteiligung gibt es für Eltern?

Station Beschwerdemanagement (Grundlage: Beschwerdeformen „Wie beschweren sich Kinder unterschiedlichen Alters und wie beschweren sich Familien?)

  • Welchen Weg nehmen eine Beschwerde oder Anregung eines Kindes oder eines Familienmitgliedes in Ihrer Einrichtung? Welche Strukturen und Gremien sind dafür vorhanden? Wer übernimmt Verantwortung für Beschwerden?
  • Wie gehen Sie und Ihre Kolleg:innen mit solchen Beschwerden und Anregungen um? Wie nehmen Sie die Reaktionen und das Verhalten in der Kommunikation und Interaktion (mit Kindern und Familien) wahr?
  • (Welche Beschwerdeangebote kennen Sie?) Welche Beschwerdeangebote können zu bestimmten Beschwerdeformen passen? Welche Fähigkeiten sind Voraussetzung, um bestimmte Beschwerdemöglichkeiten zu nutzen? Was passt vielleicht gar nicht?

+ Sammelposter: Welche Formen von Beschwerden gibt es?

Die Auseinandersetzung mit den Reflexionsfragen im World Café stellte die tägliche Arbeit in den Kindergärten in den Fokus und regte zum intensiven Austausch an. Zum Abschluss des Tages führte das Gartenkinder-Team alle Interessierten durch ihre Räumlichkeiten und beantwortete Fragen zum pädagogischen Konzept und der Umsetzung.

Über den gesamten Tag verteilt lag der Fokus auf verschiedenen Möglichkeiten des Austauschs, was alle Teilnehmenden als sehr positiv und wohltuend hervorhoben.

Ein besonderer Dank für die Organisation dieses sehr gelungenen Verbundtreffens geht an Alexandra Ahrens und das Team des „Kindergarten Gartenkinder“.

Text/Fotos: Dorothea Junk

„Partizipation und Vielfältigkeit“ als Ziel im Kindergarten „Am Goldberg“ in Niedertrebra

Der Kindergarten „Am Goldberg“ in Niedertrebra unter der Trägerschaft des Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. befindet sich seit fast einem Jahr im Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“. Der kleine Kindergarten mit acht pädagogischen Fachkräften und einer Aufnahmekapazität von 50 Kindern setzte sich im Projektverlauf das Ziel „Partizipation und Vielfältigkeit“. Wie Veränderung und Wandel in der Einrichtung gelingt, zeigt der Einblick in die Praxis.

Der erste Schritt der Fortbewegungswelle in Niedertrebra begann mit der Bewerbung für das Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“. Die Freude war groß als der Zuschlag ins Haus kam. Es wurde ein Tandem aus der Einrichtungsleiterin Andrea Denner und der zusätzlichen Fachkraft Claudia Beyer gebildet. Gemeinsam schufen die Pädagog:innen des Kindergartens eine Motivationsgrundlage und erarbeiteten einen Einarbeitungsplan für die im Projekt angestellte Pädagogin Claudia Beyer und einen Fragebogen. Dieser verschaffte einen Einblick in die Teamstrukturen und die Wünsche sowie Anregungen der Pädagog:innen und der Familien im Kindergarten.

Ein Ziel im Projekt ist die Teampartizipation. In sogenannten Qualitätsrunden werden im 14-tägigen Rhythmus jeweils einstündige Treffen mit einer Hälfte des Teams organisiert. Es werden relevante Themen aus dem Kindergartenalltag besprochen und inhaltlich sowie methodisch von der Steuerfachkraft begleitet. Dies wird in Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt und mit der Fachberaterin „Vielfalt vor Ort begegnen“ Frau Steinmetzer begleitet.

Ein weiteres zentrales Element des Projektes ist die Videoanalyse. Monatlich wird ein Video durch die Steuerfachkraft aufgenommen und mit der beteiligten pädagogischen Fachkraft ausgewertet. Als methodische Grundlage dient hierbei die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg, bei der zwei Perspektiven eingenommen werden: die der pädagogischen Fachkraft und die des Kindes bzw. der Kindergruppe. In Anlehnung an die Methodik Marte Meo nach Maria Aarts werden dabei Entwicklungsgelegenheiten geschaffen. Wahrnehmung, Blickkontakt, das Benennen der Tätigkeiten, Bestätigung und Lob sowie Warten und Geduld werden aus dem Video herausgearbeitet und mit der pädagogischen Fachkraft reflektiert. Die eigenständigen Erkenntnisse sorgen dabei für einen nachhaltigeren und intensiveren Effekt bei der Entwicklung des Habitus (Gesamterscheinungsbild nach Pierre Bourdieu). Das Wahrnehmen, Verstehen und Akzeptieren der Bedürfnisse von Kind und Pädagog*in schärft den Blick der Pädagog*innen für ein selbstreflektiertes Handeln. Auch für das Ziel einer gelingenden Teamarbeit durch Mitbestimmung und Austausch ist dieser Aspekt ein wichtiger Faktor.

Vielfalt wahrnehmen setzt bei Verständnis und Akzeptanz an, Vielfalt leben bei Kommunikation und Perspektivwechsel. Die Voraussetzung dafür, das Erkennen der eigenen Bedürfnisse im Arbeitsalltag.

Text: Claudia Beyer

Bild: colourbox.de

Sozial-emotionales Kompetenztraining für die Kinder der integrativen Kindertagesstätte „Schatzinsel“ Jena

Kinder begegnen mit Beginn ihrer schulischen Laufbahn einer Reihe von Aufgaben, die über die unterrichtsbezogenen Inhalte hinausgehen, wie beispielweise die Integration in den Klassenverband, die verbale Konfliktlösung, die Einhaltung bestehender Regeln und den angemessenen Umgang mit Lob, Kritik, Enttäuschung sowie mit den eigenen Gefühlen und denen anderer. Für einen erfolgreichen Schulstart benötigen Kinder daher auch ein hohes Maß an sozialen und emotionalen Kompetenzen, die bereits im Kindergartenalltag gefördert werden können.

Vor diesem Hintergrund erfolgt im Rahmen des Projekts „Vielfalt vor Ort begegnen“ eine intensive Beschäftigung mit der sozial-emotionalen Entwicklung von Kindern im Kindergartenalter. Im Zuge dieser Auseinandersetzung etablieren wir ein Förderprogramm für die Vorschulkinder, welches auf der Grundlage des wissenschaftlich evaluierten Programms „Lubo aus dem All!“ nach Hillenbrand, Hennemann und Schell (2016) die Förderung der eigenen sozialen und emotionalen Kompetenzen zum Ziel hat.

Seit März 2022 führen wir dieses Förderprogramm in unserer Einrichtung durch. Dabei nehmen unsere beiden Vorschulgruppen fortlaufend bis zum Schuleintritt wöchentlich an den Kompetenztrainings teil. Das Programm besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Phasen, in denen die Kinder Woche für Woche mehr Fähigkeiten in der Gefühlswahrnehmung und -regulation sowie im angemessenen sozialen Miteinander erlernen. So werden die Förderung der eigenen Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von Personen und Situationen, das Erkennen und Deuten von Emotionen sowie Strategien der Emotionsregulation und angemessenes Verhalten in verschiedenen sozialen Situationen spielerisch innerhalb eines Problemlösekreislaufs erprobt und gefördert. Alle Trainingseinheiten werden dabei durch die Handpuppe „Lubo“ begleitet. Lubo ist ein Außerirdischer, der die Erde besucht und mehr über Gefühle, den Umgang mit diesen und soziale Interaktionen erfahren möchte.

Die wissenschaftliche Auswertung des Programms zeigt, dass die geförderten Kinder signifikant über mehr sozial angemessene Strategien zur Lösung sozialer Probleme und Konflikte verfügen als vor dem Programmdurchlauf bzw. im Vergleich mit einer Kontrollgruppe. Diese Effekte zeigen sich dabei sogar als Langezeiteffekte. Kinder, die an dem Programm teilgenommen haben, werden besser in die Gruppe integriert, können mehr Freundschaften aufbauen und zeigen sich deutlich weniger unruhig, unaufmerksam, aggressiv, ängstlich oder depressiv. Damit wird auch die hohe alltagspraktische Relevanz des Programms für die Pädagogischen Fachkräfte deutlich (vgl. Hillenbrand, Hennemann & Schell 2016, S. 108ff.).

Das Steuerungsteam des Vielfaltsprojekts begleitet die Pädagogischen Fachkräfte beim ersten Programmdurchlauf im Jahr 2022 und erstellt gemeinsam mit dem Team einen Programmordner inklusive Materialsammlung, der für einen reibungslosen Programmdurchlauf erforderlich ist. Damit wird gewährleistet, dass auch nach Projektlaufzeit dieses Förderprogramm neben der wöchentlichen Vorschule fester Bestandteil unseres Kindergartenalltags wird und alle angehenden Schulkinder neben den kognitiven auch die sozialen und emotionalen Kompetenzen ausbauen und einem erfolgreichen Schulstart so nichts mehr im Wege steht.

Verfasst von: Madeline Cichos (M.A. Erziehungswissenschaft/Bildungsmanagement), Kita-Sozialarbeiterin im Projekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ Kindertageseinrichtung Schatzinsel Jena

Literatur:

Hillenbrand, C., Hennemann, T. & Schell, A. (2016). „Lubo aus dem All!“ – Vorschulalter. Programm zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen. (2. Aufl.). München, Basel: Ernst Reinhardt.

Bild: Madeline Cichos

Die Kita als diskriminierungssensibler Ort (Kindergarten Sonnenschein in Weimar)

Mit dem multikulturellen und multinationalen Team im rassismuskritischen Prozess – Ein Erfahrungsbericht des Kindergarten Sonnenschein des AWO Regionalverbandes Mitte-West-Thüringen e.V.  in Weimar

„Und da merken die Kolleg:innen: Das ist doch in meinem Alltag! Das ist doch so nah! Ich dachte immer das ist ganz weit weg!“  B. Ziegenhagen

Rassismuskritik ist heute in aller Munde, doch was genau verbirgt sich dahinter? Was hat dieses Thema mit jeder:m Einzelnen und mit der Institution Kindergarten zu tun? Benjamin Ziegenhagen, der Leiter des Kindergartens Sonnenschein der AWO Weimar, hat sich mit seinem Team diesen Fragen gestellt und berichtet über die Erfahrungen mit dem rassismuskritischen Prozess in seiner Einrichtung.

Die Motivation, aktiv in diesen Prozess zu gehen, ergab sich während der Adventsgespräche im Dezember 2020 als Herr Ziegenhagen die Leitung der Kita übernahm. Es gab Mitarbeitende, die sich im Team nicht richtig akzeptiert fühlten und von Situationen berichteten, die für sie diskriminierend waren. Häufig war es den Betreffenden jedoch gar nicht bewusst, dass ihre Äußerungen rassistisch waren.

Daher entschloss sich der Leiter mit dem Team in einen tieferen Prozess zu gehen. Insgesamt wurden seitdem bereits zwei thematische Blöcke mit unterschiedlichem Fokus durchgeführt und ein weiterer ist für Anfang 2022 geplant. Der Austausch findet in kleinen Gruppen von drei bis fünf Mitarbeitenden statt, um einen sicheren Raum für einen offenen Austausch zu schaffen. Die erste Sequenz beinhaltete eine Sensibilisierungsphase, in der erst einmal besprochen wurde, was Rassismus genau umfasst und auch Raum dafür war, dass jede:r die eigene Sichtweise einbringen konnte. Die Aussagen wurden dann in einen fachlichen Hintergrund eingeordnet. Ausgehend davon wurde im zweiten Teil tiefer in Inhalte diskriminierungssensibler Pädagogik eingestiegen. In Begleitung durch die Kindersprachbrücke Jena wurden dazu Differenzkategorien wie Sprache, Alter, Geschlecht, Religion u.s.w. konkret besprochen. In diesem Teil wurde zudem über die rechtlichen Grundlagen von Antidiskriminierung gesprochen.

Wichtig war hierbei eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, die auch nach außen hin als eine Art Hausregel aktiv kommuniziert und vertreten wird. Hierdurch ist es möglich, bei diskriminierenden und rassistischen Äußerungen klar sagen zu können: „Das hat hier bei uns keinen Platz.“

Um die Situation der Betroffenen von Alltagsrassismus und struktureller Diskriminierung besser nachvollziehen zu können, wurden Filmbeispiele gezeigt, die einen Perspektivwechsel ermöglichten und mehr Informationen über die Lebensumstände von z. B. Menschen mit Fluchtbiographie vermittelten. Im nächsten Schritt hat sich das Team mit konkreten Beispielen aus dem nahen Lebensumfeld beschäftigt. Diskutiert wurde, wie man sich positionieren kann, wenn man Zeuge rassistischer Handlungen wird.

Dabei waren Fragen wichtig wie: Was kann man machen? Wie weit kann ich gehen? Wann muss ich mich selber schützen? Was kann man sagen?

In drittem Block soll anhand von Rollenspielen geübt werden, sich in beispielhafte Situationen aus dem Kitaalltag zu begeben, um daran konkretes Agieren und Argumentieren zu üben und darüber zu reflektieren. Hierdurch kann sichergestellt werden, dass sich die gemeinsam entwickelte Haltung in der täglichen pädagogischen Arbeit, also im Kontakt und Dialog mit den Kindern und Eltern, widerspiegelt.

Wichtig ist es dem Team auch, die Eltern in diesem Prozess mitzunehmen, um gemeinsam den inklusiven Prozess zu gestalten. Hierzu werden in Elternabenden Themen aufgegriffen wie Stigmatisierung, Rassismus, Sexismus und Inklusion. Dadurch sei bereits ein offener Austausch entstanden. So haben sich Eltern nach diesen thematischen Elternabenden ermutigt gefühlt, schwierige und diskriminierende Situationen konkret anzusprechen. Mit den aufkommenden Themen setzt sich das Team dann aktiv auseinander. Dabei sind unterschiedliche Fragen wichtig: Wie habe ich reagiert? Wie hätte ich besser reagieren können?

Die Eltern sollen sagen können: Hier in der Kita da fühle ich mich wohl, da kann ich das ansprechen, da wird darauf geachtet.

Zudem gibt es im Kindergarten ein multikulturelles und multinationales Team. Eine wichtige Motivation für den rassismuskritischen Prozess war daher auch, dass sie ebenso wie keine Kinder und Eltern auch keine Kolleg:innen benachteiligen wollen. Dass die Kolleginnen im Rahmen des Vielfaltprojektes im Team tätig sind, ist bereits ein Ergebnis des aktiven Prozesses. Nur ein Jahr nach Beginn, im Dezember 2021, sind drei neue Kolleginnen aus unterschiedlichen Herkunftsländern für das Team gewonnen worden, die mit insgesamt sieben Sprachen den Kindern und deren Eltern im Kitaalltag zur Verfügung stehen.

Für die aus 16 Nationen stammenden Familien ist dies ein großer Gewinn, der gewährleistet, dass alle Familien mit ihren Erfahrungen, Sorgen und Problemen gehört werden und ihren Platz in der Kita finden können. Dies ist eine Herausforderung, der sich das Team stellt und auch zukünftig im Rahmen ihres Kompetenz-Prozesses stellen wird.

Verfasserin: Nadia v. Heyden nach einem Interview vom 25.11.2021 mit Benjamin Ziegenhagen