Der Kindergarten „Am Goldberg“ in Niedertrebra unter der Trägerschaft des Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. befindet sich seit fast einem Jahr im Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“. Der kleine Kindergarten mit acht pädagogischen Fachkräften und einer Aufnahmekapazität von 50 Kindern setzte sich im Projektverlauf das Ziel „Partizipation und Vielfältigkeit“. Wie Veränderung und Wandel in der Einrichtung gelingt, zeigt der Einblick in die Praxis.
Der erste Schritt der Fortbewegungswelle in Niedertrebra begann mit der Bewerbung für das Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“. Die Freude war groß als der Zuschlag ins Haus kam. Es wurde ein Tandem aus der Einrichtungsleiterin Andrea Denner und der zusätzlichen Fachkraft Claudia Beyer gebildet. Gemeinsam schufen die Pädagog:innen des Kindergartens eine Motivationsgrundlage und erarbeiteten einen Einarbeitungsplan für die im Projekt angestellte Pädagogin Claudia Beyer und einen Fragebogen. Dieser verschaffte einen Einblick in die Teamstrukturen und die Wünsche sowie Anregungen der Pädagog:innen und der Familien im Kindergarten.
Ein Ziel im Projekt ist die Teampartizipation. In sogenannten Qualitätsrunden werden im 14-tägigen Rhythmus jeweils einstündige Treffen mit einer Hälfte des Teams organisiert. Es werden relevante Themen aus dem Kindergartenalltag besprochen und inhaltlich sowie methodisch von der Steuerfachkraft begleitet. Dies wird in Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt und mit der Fachberaterin „Vielfalt vor Ort begegnen“ Frau Steinmetzer begleitet.
Ein weiteres zentrales Element des Projektes ist die Videoanalyse. Monatlich wird ein Video durch die Steuerfachkraft aufgenommen und mit der beteiligten pädagogischen Fachkraft ausgewertet. Als methodische Grundlage dient hierbei die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg, bei der zwei Perspektiven eingenommen werden: die der pädagogischen Fachkraft und die des Kindes bzw. der Kindergruppe. In Anlehnung an die Methodik Marte Meo nach Maria Aarts werden dabei Entwicklungsgelegenheiten geschaffen. Wahrnehmung, Blickkontakt, das Benennen der Tätigkeiten, Bestätigung und Lob sowie Warten und Geduld werden aus dem Video herausgearbeitet und mit der pädagogischen Fachkraft reflektiert. Die eigenständigen Erkenntnisse sorgen dabei für einen nachhaltigeren und intensiveren Effekt bei der Entwicklung des Habitus (Gesamterscheinungsbild nach Pierre Bourdieu). Das Wahrnehmen, Verstehen und Akzeptieren der Bedürfnisse von Kind und Pädagog*in schärft den Blick der Pädagog*innen für ein selbstreflektiertes Handeln. Auch für das Ziel einer gelingenden Teamarbeit durch Mitbestimmung und Austausch ist dieser Aspekt ein wichtiger Faktor.
Vielfalt wahrnehmen setzt bei Verständnis und Akzeptanz an, Vielfalt leben bei Kommunikation und Perspektivwechsel. Die Voraussetzung dafür, das Erkennen der eigenen Bedürfnisse im Arbeitsalltag.
Text: Claudia Beyer