Die bunte Vielfalt unserer Familien in der integrativen Kindertagesstätte „Schmetterling“ in Erfurt

Jedes Kind verdient es, dass seine Familienkonstellation Wertschätzung erfährt!

Wie auch immer die Lebensgemeinschaft Familie aussieht, sie bedeutet Liebe und Geborgenheit. Ist das nicht der Fall, entstehen Angst und Bedrohungsgefühle. Familie hilft seinen Schützlingen dabei, schlechte Erfahrungen zu überwinden und ein positives Leben zu führen.

Persönliche Wertschätzung in der Familie

Die Familie ist für jeden einzelnen Menschen von äußerster Bedeutung. Sie sichert den Raum für eine besondere Intimität. Die sozialen und sehr persönlichen Beziehungen zwischen allen Mitgliedern sind einzigartig und bieten durch persönliche Wertschätzung über Generationen hinweg ideellen und emotionalen Beistand. Auf die Entwicklung eines Kindes hat die Familie gerade in den ersten Lebensjahren maßgeblichen Einfluss. Jedes menschliche Wesen wird in die Abhängigkeit von seinen Eltern hineingeboren. In diesem Umfeld wird das Fundament für weitere Entwicklungen gelegt.

Die Vielfalt der Familie

Nicht nur jedes Kind ist einzigartig und hat seine besonderen Stärken und Schwächen, auch die Art der Familie kann sehr variieren. Ob Klein-, Dreigenerationen-, Adoptiv- oder Pflegefamilie, der Begriff der Familie ist heute auf viele Lebensgemeinschaften übertragbar. Es gibt nicht die Erfahrungswelt „Familie“. Jedes Kind interpretiert seine Familie anders. Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem seine Bezugspersonen ganz individuell auf seine einzigartigen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen und Aktivitäten eingehen.

Grundsätzliche Haltung unseres Betreuungspersonals

Wir sehen es als Verpflichtung, allen Kindern und Eltern mit Respekt zu begegnen und sich inhaltlich auch auf vermeintlich ungewöhnliche Familienformen einzulassen – denn in Deutschland gilt das Antidiskriminierungsgesetz. Als wir uns dem Thema Familie näherten, achteten wir darauf stereotype Familienbilder zu vermeiden, indem keine vorgefertigten Arbeitsblätter zum Einsatz kommen. Auch zu viele Vorgaben an die Kinder wollen wir vermeiden. Wenn der Onkel oder die Patentante auf das Familienbild gemalt werden, der Papa aber nicht, so ist das grundsätzlich zu akzeptieren. In unseren Augen kann eine Kita nur so offen sein, wie die Eltern selbst es sind. Während dieses Projektes erfuhren wir von den Kindern selbst mit wem sie eigentlich zusammenleben und welchen Platz sie innerhalb der Familie einnehmen. Mit diesen Informationen können wir als Erzieherinnen und Erzieher nun besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder eingehen, wenn wir über deren Familiensettings Bescheid wissen. Weil das Thema aber für Kinder wichtig ist und für uns als pädagogische Fachkräfte gleichzeitig die Chance bietet, Werte wie Toleranz zu vermitteln, sollte es aufgegriffen werden, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Die entscheidenden Impulse kommen oft ohnehin von den Kindern selbst, beispielsweise, wenn sie während des Erzählkreises vom Wochenende im Kreis der Familie berichten. Das Wichtigste für Kinder sind vertrauenswürdige Bezugspersonen. Diese fördern die emotionale Ebene des Kindes und geben ihm die Möglichkeit, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln. Die wichtigsten dieser Personen sind die Eltern.

 Stärkung des Familienverbundes

Selbstverständlich gelten in der Kita für Kinder andere Regeln als im elterlichen Zuhause. Das ist für die Entwicklung wichtig, und stellt eine grundlegende Vorbereitung für die nächsten Jahre sowie den Schuleintritt, dar. Wir sehen es als einer unserer Aufgaben den Familienverbund eines jeden Kindes von außen zu stärken. Die Familie des Kindes stellt für uns eine Bereicherung im Alltag dar. Jede Familientradition bietet den eigenen sowie anderen Kindern Vielfalt. Diese zu erleben, ist für die Kinder und auch für uns wichtig. So erlangen unsere Kinder eine soziale Kompetenz, die später in Toleranz gipfeln sollte.

Wir hören den Kindern gut zu

Kinder haben immer etwas zu erzählen. So verarbeiten sie Erlebtes. Gerade nach einem erlebnisreichen Wochenende mit der Familie sprudelt es aus den Kleinen gerade zu heraus. Hierbei erfahren wir viel über die gelebte Struktur der jeweiligen Familien. Auch in den Austausch der Kinder untereinander können wir uns integrieren. Mit dem Wissen der Form der Familien unserer zu betreuenden Kinder können wir Unterschiede besprechen.

 Umgang mit unterschiedlichen Familienmodellen und Integration alternativer Familienmodelle

Wir erklären beispielsweise, ohne dies direkt auf das betreffende Kind zu beziehen, welche Gründe es dafür geben kann, dass Väter nicht in der Familie wohnen. Bei dem Wunsch eines Kindes nach einem Geschwisterchen haben wir die Möglichkeit der Erklärung, dass diese Entscheidung die Eltern treffen. Hier bestärken wir das Kind, selbst mit den Eltern darüber zu sprechen. Wir können dem Kind zum Beispiel in Form einer Zeichnung helfen, seinem Wunsch Ausdruck zu verleihen. Bezogen auf Religionsunterschiede der Kinder bestärken wir das betreffende Kind in dem individuellen Glauben seiner Familie. Wir erklären, dass es in jeder Religion unterschiedliche Feiertage gibt.

Bekommen Kinder Streitigkeiten unter den eigenen Eltern mit, so erleben wir diese oft von Verlustängsten begleitet. Dabei nutzen wir die Tätigkeit als Bezugserzieher:in dem Kind darzubringen, dass Meinungsverschiedenheiten wichtig und ganz natürlich sind. Zur Erklärung nutzen wir Situationen aus dem Kindergarten, in denen Kinder in Streit geraten sind.

Kinder, deren ein Elternteil verstorben ist, haben durch den Verlust oft das Gefühl, ihnen oder ihrer Familie würde etwas fehlen. Das ist auch so. Denn Mamas und Papas sind nicht ersetzbar. Für Kinder gibt es keinen größeren Verlust. Diese Kinder ermutigen wir ihre Gefühle, Ängste, Vorstellungen und Wünsche zuzulassen und zu formulieren. Um die negativen Folgen früherer Verlusterfahrungen so gering wie möglich zu halten ist es wichtig, dass diese Kinder sich diesbezüglich verstanden und ernst genommen fühlen. Ebenso vermitteln wir diesen Kindern, dass auch, wenn ein Papa oder eine Mama fehlen oder nicht mehr da sind, diese trotzdem zur Familie gehören. Denn der Verlust ändert nichts daran, dass es deren Mama oder Papa ist.

Im Kindergarten Familie nachspielen

Wir geben den Kindern viele Möglichkeiten zum Bauen von (Spiel-)Häusern. Auf diese Weise bilden sich Bündnisse untereinander, die den Kindern die Möglichkeit geben, Familie zu spielen. So erhalten die Kinder eine eigene Position zu diesem Thema. Wir bringen hier lediglich ganz konstruktiv eigene Ideen und Wünsche mit ein. Wir fördern bewusst Rollenspiele. Hierbei ist es wichtig, dass auch Mädchen Väter spielen dürfen und umgekehrt. Kindern geht es nicht speziell um das Geschlecht, vielmehr um die Empathie, die eine Person vermittelt. In flexiblen Familienstrukturen bleiben auch Väter zu Hause bei den Kindern und die Mütter gehen arbeiten. Hier bleiben wir offen und neutral.

Für Rollenspiele sind gute Rahmenbedingungen wichtig. Wir bieten genügend Decken, Gegenstände, die der Inneneinrichtung des Kinderhauses dienen, sowie Puppenkinder mit unterschiedlicher Hautfarbe an. Zusätzlich gibt es unterschiedliche Kostüme zum Verkleiden und zur Darstellung unterschiedlicher Berufsgruppen.

Mit den Kindern über das Thema „Familie“ ins Gespräch kommen

Wir gestalteten mit den Kindern der Gruppe „Flinke Füchse“ ihre eigenen Familienhäuser. Dabei wurde von den Kindern das Material zurechtgeschnitten, geklebt und von ihnen selbst ihre Familie gezeichnet. Damit boten wir ihnen viel Spielraum für gemalte Ideen. Auf diese Weise konnten die Kinder auch bewusst auf das Thema Haustiere oder Ernährung eingehen und traditionelle Familiengerichte in Erfahrung bringen. Ebenso führten wir mit jedem Kind ein Kinderinterview was protokolliert wurde (Einblick erhalten sie hier). Beides wurde danach in der Garderobe unseres Vorschulbereiches gut sichtbar ausgestellt. Somit ist dieses Projekt über die Familie auch den Eltern gegenüber transparent.

Video zum Projekt Familienhäuser

 

Christin Fichtmueller Heilpädagogin Integrative Kindertagesstätte Schmetterling

Bilder: privat
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