Was hat Kita-Sozialarbeit mit Partizipation und Teilhabegerechtigkeit zu tun?

Jedes Kind soll seine Potentiale und Talente entdecken und entfalten können. Bildung und der Erwerb sozialer Kompetenzen sind die Schlüssel für Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe. Aber verschiedene Lebenslagen (wie zum Beispiel Kinderarmut) führen noch immer dazu, dass Chancen ungleich verteilt sind und Familien an Barrieren stoßen. Kita-Sozialarbeit kann hier ansetzen, stärken und vermitteln.

Der Auftrag von Kita-Sozialarbeit in Kindertageseinrichtungen liegt in der Erhöhung der Teilhabegerechtigkeit für Kinder und Familien in verschiedenen Lebenssituationen. Die Förderung sozialer Gerechtigkeit sowie das Streben nach Teilhabe für Kinder und Familien sollen unter den Bedingungen heterogener Lebenslagen sowie ungleicher Entwicklungs- und Bildungschancen gelingen. Laut der Bertelsmann-Studie von 2020 wächst mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut auf. Das sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die Kinder- und Jugendarmut verharrt seit Jahren auf diesem hohen Niveau. Diese Zahlen sind trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung in Deutschland kaum zurückgegangen. Kinderarmut ist seit Jahren ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland und in Thüringen. Die Corona-Krise hat die Situation für von Armut betroffene Kinder und ihre Familien weiter verschärft. (vgl. Bertelsmann-Studie 2020)

Sozialarbeiter*innen erkennen unterschiedliche Ressourcen und Bedarfe von Kindern und Familien, nutzen diese und fördern Entwicklungschancen und Bildungserfolge. Sie sensibilisieren in den Kindertageseinrichtungen für ein vertiefendes Verständnis in Bezug auf die familiären Ressourcen und Bedürfnisse sowie für die Unterschiedlichkeit von Familienkulturen.

Kita-Sozialarbeit unterstützt vielfältige Möglichkeiten früher Präventionsmaßnahmen. Durch ihren Einsatz entlasten Kita-Sozialarbeiter*innen das Personal in den Kindertageseinrichtungen in seinem Auftrag, auf heterogene Bedarfe zu reagieren und den pädagogischen Alltag auf die jeweiligen Lebenssituationen und Lernbedürfnisse der Kinder auszurichten. Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen tragen zur multiprofessionellen Ausrichtung von Kita-Teams bei, welche sich im regelmäßigen Austausch und in der gemeinsamen Zusammenarbeit gegenseitig bereichern und ergänzen. Zu den Aufgaben gehören die einzelfallspezifische, die fallübergreifende und die präventive Arbeit im Empowermentprozess für Familien. Weiterhin arbeiten Kita-Sozialarbeiter*innen intensiv mit und im Kita-Team. Sie widmen sich übergeordneten Aufgaben, wie der Bedarfsermittlung im Sozialraum, Öffentlichkeits- und Gremienarbeit, Vernetzung sowie Konzeptions- und Verwaltungsarbeit.

Kita-Sozialarbeit ist erfolgreich, wenn sie die Kita im Sozialraum mit anderen Einrichtungen vernetzt und diese Kooperationen die gemeinsame Arbeit befruchten. Auch hierdurch können Familien besser unterstützt und diese Angebote für sie zugänglich gemacht werden. Weiterhin wird die Vernetzung der Familien untereinander gefördert und das Selbsthilfepotential gestärkt. Kita-Sozialarbeit steht für einen Prozess des Empowerments der Familien, von dem bereits im frühkindlichen Bereich alle Familien profitieren. Das ist von besonderer Bedeutung, da Beratungs- und Unterstützungsbedarfe von Familien aufgrund von Belastungen und heterogenen Problemlagen zunehmen. Das Aufwachsen von Kindern unter Armutsbedingungen zieht einen Ausschluss von gesellschaftlicher und kultureller Teilhabe nach sich. Familien mit Sprachbarrieren haben nur wenig Zugang zum Gemeinwesen. Sowohl die Kinder als auch die Familien können dank der Unterstützung von Kita-Sozialarbeit an entsprechenden Angeboten partizipieren und sich als selbstwirksam erleben.

Die Kindersprachbrücke Jena e.V. unterstützt mit ihrem Portfolio diesen familienzentrierten Ansatz und schärft den Blick für den Umgang mit unterschiedlichen Familienkulturen. Sie begleitet bereits Schulsozialarbeit an verschiedenen Schulen in Thüringen, Eltern-Kind-Angebote, Weiterbildungsveranstaltungen für pädagogische Fachkräfte und Leitungsteams und Projekte in Kindertageseinrichtungen. An dieser Stelle ist die Prozessbegleitung im Rahmen des Bundesprogramms „Sprach-Kitas – Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ und des Thüringer Landesprogramms „Vielfalt vor Ort begegnen – professioneller Umgang mit Heterogenität in Kindertageseinrichtungen““ zu nennen.

Andrea Kraft

Fachberatung im Thüringer Modellprojekt   „Vielfalt vor Ort begegnen

andrea.kraft@kindersprachbruecke.de

Quelle: Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): Factsheet Kinderarmut in Deutschland, Juli 2020.