Am 08.09.2022 fand die zweite fachöffentliche Tagung im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung im Thüringer Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ statt. An der Fachhochschule Erfurt konnten wir im Audimax dazu über 160 Teilnehmende – endlich auch in Präsenz – begrüßen. Inhaltlich lag der Fokus an diesem Tag auf den zentralen Interaktionsbeziehungen der Pädagog:innen: zu den Kindern, den Eltern und zueinander im Team.
Der Fachtag wurde durch Prof.in Michaela Rißmann eröffnet und von einem Grußwort des Ministers für Bildung, Jugend und Sport Helmut Holter begleitet. Beide verwiesen auf die enorme Bedeutung des Modellprojekts für die Entwicklung der Thüringer Kindergärten. Den drei Vorträgen gingen jeweils Einblicke zu Befunden aus dem Modellprojekt voraus. So stellte bspw. Lorena Oppelt Ergebnisse zur Teamarbeit aus der Erstbefragung der Fachkräfte vor.
Prof.in Regina Remsperger-Kehm (Hochschule Fulda) sprach in ihrem Vortrag „Kind-Pädagog:innen-Interaktionen und grenzverletzendes Verhalten“ über den kitaspezifischen Umgang mit unterschiedliche Formen grenzverletzenden Veraltens (Mikro-, Makro-, Spiralgewalt). Diese sind teils schwierig zu identifizieren, teils herrscht aber auch noch eine starke Tabuisierung, wenn es darum geht Gewaltbeobachtungen anzusprechen und zu begegnen. Prof. Peter Cloos (Stiftung Universität Hildesheim; Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen) sprach in seinem Vortrag „Inklusionsorientierte Beratung im multiprofessionellen Team“ über das Potenzial multiprofessioneller Teamarbeit für Inklusion. Dabei zeigte er unterschiedliche Grenzziehende und transitive Modi der multiprofessionellen Teamarbeit auf und zog den Schluss, dass Multiprofessionalität kein Garant für Inklusion ist. Dr.in Stefanie Bischoff-Pabst (Bergischen Universität Wuppertal) sprach in ihrem Vortrag „Inklusionsorientierte Arbeit mit Familien“ über die Zusammenarbeit zwischen Fachkräfte und Eltern. Deutlich wurde, dass das Engagement und die Zusammenarbeit elementar von der sozialen Position der Eltern abhängen.
In Anschluss an die Vorträge, aber auch in den Pausen gab es bei einem Kaffee oder auch beim Betrachten der Ausstellung zu den Reckahner Reflexionen einen lebendigen Austausch und interessante Diskussionen. Parallel zum Fachtag liefen Dreharbeiten für einen kurzen Film, der über das Modellprojekt und die konstruktive wie produktive Atmosphäre des Fachtags informieren soll und den wir hoffentlich bald öffentlich präsentieren können.
Zum Ausklang des Tages fand am Abend die feierliche Vorstellung des neu gegründeten In-Institutes der Fachhochschule Erfurt „ThInKPäd – Thüringer Institut für Kindheitspädagogik“ durch die Institutsleiter:innen Prof.in Dr. Michaela Rißmann und Prof.in Dr. Barbara Lochner statt. ThInKPäd zielt darauf ab, kindheitspädagogische Professionalität in Thüringen zu fördern und an ihrer Weiterentwicklung mitzuwirken. Begleitet wurde der Empfang durch vielzählige Grußworte von Fachverbänden und aus der Fachpolitik, u.a. von Staatssekretärin Dr.in Katja Böhler und dem Präsidenten der Fachhochschule Erfurt Prof. Dr. Frank Setzer.
Wir bedanken uns für die rege Beteiligung sowie die spannenden Beiträge und freuen uns, Sie im März 2023 auf dem Kongress an der FH Erfurt wieder begrüßen zu dürfen.
Save the date: Abschlusskongress am 23. und 24. März 2023