Die bunte Vielfalt unserer Familien in der integrativen Kindertagesstätte „Schmetterling“ in Erfurt

Jedes Kind verdient es, dass seine Familienkonstellation Wertschätzung erfährt!

Wie auch immer die Lebensgemeinschaft Familie aussieht, sie bedeutet Liebe und Geborgenheit. Ist das nicht der Fall, entstehen Angst und Bedrohungsgefühle. Familie hilft seinen Schützlingen dabei, schlechte Erfahrungen zu überwinden und ein positives Leben zu führen.

Persönliche Wertschätzung in der Familie

Die Familie ist für jeden einzelnen Menschen von äußerster Bedeutung. Sie sichert den Raum für eine besondere Intimität. Die sozialen und sehr persönlichen Beziehungen zwischen allen Mitgliedern sind einzigartig und bieten durch persönliche Wertschätzung über Generationen hinweg ideellen und emotionalen Beistand. Auf die Entwicklung eines Kindes hat die Familie gerade in den ersten Lebensjahren maßgeblichen Einfluss. Jedes menschliche Wesen wird in die Abhängigkeit von seinen Eltern hineingeboren. In diesem Umfeld wird das Fundament für weitere Entwicklungen gelegt.

Die Vielfalt der Familie

Nicht nur jedes Kind ist einzigartig und hat seine besonderen Stärken und Schwächen, auch die Art der Familie kann sehr variieren. Ob Klein-, Dreigenerationen-, Adoptiv- oder Pflegefamilie, der Begriff der Familie ist heute auf viele Lebensgemeinschaften übertragbar. Es gibt nicht die Erfahrungswelt „Familie“. Jedes Kind interpretiert seine Familie anders. Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem seine Bezugspersonen ganz individuell auf seine einzigartigen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen und Aktivitäten eingehen.

Grundsätzliche Haltung unseres Betreuungspersonals

Wir sehen es als Verpflichtung, allen Kindern und Eltern mit Respekt zu begegnen und sich inhaltlich auch auf vermeintlich ungewöhnliche Familienformen einzulassen – denn in Deutschland gilt das Antidiskriminierungsgesetz. Als wir uns dem Thema Familie näherten, achteten wir darauf stereotype Familienbilder zu vermeiden, indem keine vorgefertigten Arbeitsblätter zum Einsatz kommen. Auch zu viele Vorgaben an die Kinder wollen wir vermeiden. Wenn der Onkel oder die Patentante auf das Familienbild gemalt werden, der Papa aber nicht, so ist das grundsätzlich zu akzeptieren. In unseren Augen kann eine Kita nur so offen sein, wie die Eltern selbst es sind. Während dieses Projektes erfuhren wir von den Kindern selbst mit wem sie eigentlich zusammenleben und welchen Platz sie innerhalb der Familie einnehmen. Mit diesen Informationen können wir als Erzieherinnen und Erzieher nun besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder eingehen, wenn wir über deren Familiensettings Bescheid wissen. Weil das Thema aber für Kinder wichtig ist und für uns als pädagogische Fachkräfte gleichzeitig die Chance bietet, Werte wie Toleranz zu vermitteln, sollte es aufgegriffen werden, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Die entscheidenden Impulse kommen oft ohnehin von den Kindern selbst, beispielsweise, wenn sie während des Erzählkreises vom Wochenende im Kreis der Familie berichten. Das Wichtigste für Kinder sind vertrauenswürdige Bezugspersonen. Diese fördern die emotionale Ebene des Kindes und geben ihm die Möglichkeit, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln. Die wichtigsten dieser Personen sind die Eltern.

 Stärkung des Familienverbundes

Selbstverständlich gelten in der Kita für Kinder andere Regeln als im elterlichen Zuhause. Das ist für die Entwicklung wichtig, und stellt eine grundlegende Vorbereitung für die nächsten Jahre sowie den Schuleintritt, dar. Wir sehen es als einer unserer Aufgaben den Familienverbund eines jeden Kindes von außen zu stärken. Die Familie des Kindes stellt für uns eine Bereicherung im Alltag dar. Jede Familientradition bietet den eigenen sowie anderen Kindern Vielfalt. Diese zu erleben, ist für die Kinder und auch für uns wichtig. So erlangen unsere Kinder eine soziale Kompetenz, die später in Toleranz gipfeln sollte.

Wir hören den Kindern gut zu

Kinder haben immer etwas zu erzählen. So verarbeiten sie Erlebtes. Gerade nach einem erlebnisreichen Wochenende mit der Familie sprudelt es aus den Kleinen gerade zu heraus. Hierbei erfahren wir viel über die gelebte Struktur der jeweiligen Familien. Auch in den Austausch der Kinder untereinander können wir uns integrieren. Mit dem Wissen der Form der Familien unserer zu betreuenden Kinder können wir Unterschiede besprechen.

 Umgang mit unterschiedlichen Familienmodellen und Integration alternativer Familienmodelle

Wir erklären beispielsweise, ohne dies direkt auf das betreffende Kind zu beziehen, welche Gründe es dafür geben kann, dass Väter nicht in der Familie wohnen. Bei dem Wunsch eines Kindes nach einem Geschwisterchen haben wir die Möglichkeit der Erklärung, dass diese Entscheidung die Eltern treffen. Hier bestärken wir das Kind, selbst mit den Eltern darüber zu sprechen. Wir können dem Kind zum Beispiel in Form einer Zeichnung helfen, seinem Wunsch Ausdruck zu verleihen. Bezogen auf Religionsunterschiede der Kinder bestärken wir das betreffende Kind in dem individuellen Glauben seiner Familie. Wir erklären, dass es in jeder Religion unterschiedliche Feiertage gibt.

Bekommen Kinder Streitigkeiten unter den eigenen Eltern mit, so erleben wir diese oft von Verlustängsten begleitet. Dabei nutzen wir die Tätigkeit als Bezugserzieher:in dem Kind darzubringen, dass Meinungsverschiedenheiten wichtig und ganz natürlich sind. Zur Erklärung nutzen wir Situationen aus dem Kindergarten, in denen Kinder in Streit geraten sind.

Kinder, deren ein Elternteil verstorben ist, haben durch den Verlust oft das Gefühl, ihnen oder ihrer Familie würde etwas fehlen. Das ist auch so. Denn Mamas und Papas sind nicht ersetzbar. Für Kinder gibt es keinen größeren Verlust. Diese Kinder ermutigen wir ihre Gefühle, Ängste, Vorstellungen und Wünsche zuzulassen und zu formulieren. Um die negativen Folgen früherer Verlusterfahrungen so gering wie möglich zu halten ist es wichtig, dass diese Kinder sich diesbezüglich verstanden und ernst genommen fühlen. Ebenso vermitteln wir diesen Kindern, dass auch, wenn ein Papa oder eine Mama fehlen oder nicht mehr da sind, diese trotzdem zur Familie gehören. Denn der Verlust ändert nichts daran, dass es deren Mama oder Papa ist.

Im Kindergarten Familie nachspielen

Wir geben den Kindern viele Möglichkeiten zum Bauen von (Spiel-)Häusern. Auf diese Weise bilden sich Bündnisse untereinander, die den Kindern die Möglichkeit geben, Familie zu spielen. So erhalten die Kinder eine eigene Position zu diesem Thema. Wir bringen hier lediglich ganz konstruktiv eigene Ideen und Wünsche mit ein. Wir fördern bewusst Rollenspiele. Hierbei ist es wichtig, dass auch Mädchen Väter spielen dürfen und umgekehrt. Kindern geht es nicht speziell um das Geschlecht, vielmehr um die Empathie, die eine Person vermittelt. In flexiblen Familienstrukturen bleiben auch Väter zu Hause bei den Kindern und die Mütter gehen arbeiten. Hier bleiben wir offen und neutral.

Für Rollenspiele sind gute Rahmenbedingungen wichtig. Wir bieten genügend Decken, Gegenstände, die der Inneneinrichtung des Kinderhauses dienen, sowie Puppenkinder mit unterschiedlicher Hautfarbe an. Zusätzlich gibt es unterschiedliche Kostüme zum Verkleiden und zur Darstellung unterschiedlicher Berufsgruppen.

Mit den Kindern über das Thema „Familie“ ins Gespräch kommen

Wir gestalteten mit den Kindern der Gruppe „Flinke Füchse“ ihre eigenen Familienhäuser. Dabei wurde von den Kindern das Material zurechtgeschnitten, geklebt und von ihnen selbst ihre Familie gezeichnet. Damit boten wir ihnen viel Spielraum für gemalte Ideen. Auf diese Weise konnten die Kinder auch bewusst auf das Thema Haustiere oder Ernährung eingehen und traditionelle Familiengerichte in Erfahrung bringen. Ebenso führten wir mit jedem Kind ein Kinderinterview was protokolliert wurde (Einblick erhalten sie hier). Beides wurde danach in der Garderobe unseres Vorschulbereiches gut sichtbar ausgestellt. Somit ist dieses Projekt über die Familie auch den Eltern gegenüber transparent.

Video zum Projekt Familienhäuser

 

Christin Fichtmueller Heilpädagogin Integrative Kindertagesstätte Schmetterling

Bilder: privat

Plakatpräsentationen der Kitas im Modellprojekt

Kita Mosaik aus Gera

Integrative Kita Saaletalzwerge aus Dorndorf-Steudnitz

Kita Arche Noah aus Großfurra

Kita Friedberger Waldwichtel aus Suhl

Kita Johannisplatzkäfer aus Erfurt

Kinderhaus Regenbogen aus Artern

Kita Burgspatzen aus Ranis

Kita Unter den Windrädern aus Eckoldstädt

Kita Wirbelwind aus Jena

Kita Nordknirpse aus Weimar

Kita Frohes Leben aus Gera

Kita Abenteuerland aus Jena

Kita Gartenkinder aus Bleicherode

Kita Waldstadt aus Weimar

ThEKiZ Regenbogen aus Jena

Kita Kinderland aus Weimar

Kita Rabennest aus Erfurt

Kita Sonnenschein aus Weida

Kita Märchenland aus Neuenhofen

Kinderhaus St. Josef Bremen

Kita Kleine Entdecker Großwechsungen

Kita Kinderspielkiste aus Niedergebra

Kita Wirbelwind aus Pößneck

Kita Kinderwelt am Frauenberg aus Nordhausen

Kita Kinderland aus Erfurt

Kita St. Nikolaus aus Erfurt

Kita Schwabenhaus aus Jena

Das Eingewöhnungsbüchlein der Kita Abenteuerland in Jena

Mit unserem Eingewöhnungsbüchlein wollen wir alle neuen Kinder und ihre Familien in unserer Einrichtung Willkommen heißen.

In der Gestaltung unseres Eingewöhnungsbüchleins haben wir mit dem U3 Bereich begonnen. Das Gruppen-Maskottchen Knolli begrüßt darin die Kinder und führt sie Seite für Seite durch die Räume des U3 Bereiches. Mit wenigen Worten erklärt Knolli, wofür die Räume da sind und was man darin tun kann.

Alle neuen Familien, die im U3 Bereich Eingewöhnung haben, bekommen so ein Büchlein mit nach Hause. Dort können sie es sich gemeinsam anschauen und vorlesen. Auch Familienmitglieder, die noch nicht mit in der Einrichtung waren, beispielsweise Großeltern, können sich durch das Eingewöhnungsbüchlein ein Bild unserer Einrichtung machen.

   

Ist die Eingewöhnung abgeschlossen, geben die Familien das Büchlein wieder in unserer Einrichtung ab und die nächste Familie kann es mit nach Hause nehmen. Wir haben das Eingewöhnungsbüchlein in mehreren Ausführungen unter anderem auch auf Englisch. Für die Zukunft ist angedacht, das Büchlein noch in weiteren Sprachen und für die Ü3 Bereiche anzufertigen.

   

Wie ist das Büchlein entstanden?

Wir haben Bilder von allen für die Kinder wichtigen Räumen gemacht. Digital wurde das Maskottchen und der Text auf den Bildern hinzugefügt. Die fertig bearbeiteten Bilder wurden im A5 Format ausgedruckt, laminiert und mit Ringen zusammengebunden. Veränderungen können somit zu jeder Zeit vorgenommen werden.

Das Feedback der Eltern zum Büchlein ist sehr positiv ausgefallen. Zum einen fühlen sie sich mit dem Eingewöhnungsbüchlein noch mehr Willkommen. Den Kindern sind in den folgenden Tagen der Eingewöhnung die Räume nicht mehr ganz so fremd. Familienmitglieder, die nur selten oder gar nicht in der Einrichtung sind, können sich zum anderen ebenfalls durch das Büchlein ein Bild machen.

Unser Eingewöhnungsbüchlein wird gut angenommen und ist ein kleiner Erfolg!

Sandra Kolbe Kita Abenteuerland Jena

Bilder: Sandra Kolbe

Barrieren ab- und Brücken aufbauen: Vermittlung von ‘Kultur und Sprache’ in der Kita Mosaik (Gera)

Ein Elterngespräch oder Aufnahmegespräch in der Kita führen, ein Kind in eine neue Kitagruppe eingewöhnen, einen Antrag abgeben oder telefonisch nach Unterstützung durch Fachleute fragen – solche Situationen sind besonders schwierig für Zugewanderte bzw. Geflüchtete, die die deutsche Sprache und hiesige Strukturen noch nicht kennen. Damit es für alle Seiten in der Verständigung leichter ist und nicht zu Missverständnissen kommt, haben wir drei Kulturmittler:innen aus der Ukraine, dem Iran und Somalia im Rahmen des Projektes „Vielfalt vor Ort begegnen“ eingestellt, die ukrainisch, russisch, persisch und somalisch sprechen. Sie helfen uns bei der sprachlichen und interkulturellen Kommunikation, außerdem bei Arztterminen oder bei Behörden und vermitteln bei sprachlichen Barrieren zu den Elternabenden oder Elternbeiräten.

Als Ansprechpartner:innen können Sie zwischen Erzieher:in und Großeltern sowie Eltern unterstützen, dem Kind viel intensiver Sachverhalte erklären und die ersten Kontakte zu anderen erleichtern, da mit der Unterstützung der Kulturmittler:innen die Erstsprache der Kinder für den Start in den Kitaalltag präsent ist. Unsere Kulturmittler:innen sind selbst aus Ländern geflüchtet, in denen Krieg teils bis zum heutigen Tag leider den Alltag beherrscht. Beratend klären Sie uns über die Hintergründe der verschiedenen Kulturen sowie die interkulturellen Unterschiede auf und fördern so die Integration in unsere Kita, um dafür ein gewisses Maß an Verständnis zu entwickeln und Kenntnisse zu erlangen. Bei Festen erklären sie den Kindern mit Migrationshintergrund die Abläufe und können sie persönlich in ihrer Erstsprache ansprechen. Für unsere Kita Mosaik sind die Kulturmittler:innen eine Bereicherung, da sie eine Unterstützung für die Leitung und das gesamte Team darstellen.

Kulturmittler:innen unterstützen die Kinder, das Fachpersonal und die Familien. Sie werden gruppenübergreifend entsprechend der Kinder, die ihre Sprache sprechen, eingesetzt. Aufgabenbereiche können z.B. sein: Begleitung der Phase des Ankommens von Kindern und deren Familien in der Kita, Übersetzen bei Entwicklungs- und Aufnahmegesprächen oder Elternabenden, Übersetzen von Elternbriefen, Begleitung von Angeboten oder beim Verstehen der Hintergründe zur kulturellen Vielfalt sowie das Erfassen von Bedarfen der Familien.   Wie sind wir an die Kulturmittler:innen gekommen?
Es besteht die Möglichkeit, sich an Jugend- und Migrationsdienste, Ausbildungseinrichtungen im sozialen Bereich oder Beratungsstellen in der Flüchtlingssozialarbeit zu wenden. Außerdem können Kontakte zu den Eltern in der Kita genutzt werden, um nach Fachkräften mit einer pädagogischen Ausbildungen durch Bekannte oder Freund:innen zu suchen. Die Kita Mosaik hat die Kulturmittler:innen über die Kontakte zu den Netzwerkpartner:innen im Stadtteil, zum Migrationsdienst der Diakonie, der Staatlichen Berufsbildenden Schule Gesundheit, Soziales und Sozialpädagogik (SBBS) und zu Eltern und Familien gefunden.

Adrienne Krause, AWO-Kita Mosaik Gera

Bilder: Adrienne Krause, colourbox/education

Ein Buch und viele Sprachen! – In der Kita Bummi in Gera

Unter diesem Motto haben wir am bundesweiten Vorlesetag unseren Kindern die Möglichkeit geboten, eine Geschichte in ihrer Familiensprache zu hören. Im Vorfeld erkundigte ich mich, welches Buch wir nutzen könnten. Auf der Internetseite bilingual-picturebooks.org sind wir auf die Geschichte Schokokuchen auf Hawaii gestoßen, welche man sich, in die meisten in unserer Kita vertretenden Sprachen, herunterladen konnte. Die Geschichte war gefunden und ich ging auf die Suche nach Lesepartner:innen. Für die arabische Sprache konnten wir unsere PIA-Auszubildende gewinnen und für die russische Sprache gewannen wir unsere jahrelange, technische Mitarbeiterin. Beide konnten somit ihre jeweilige Familiensprache anwenden. Da wir gern noch mehr Sprachen mit einbeziehen wollten, mussten wir eine Lösung finden. Unsere Idee war, die Eltern unserer Kinder anzusprechen und in den Vorlesetag mit einzubinden.

 

Im ersten Moment waren die Eltern etwas zögerlich, dann aber bereitwillig, uns bei unserem Vorhaben zu unterstützen. Durch die Bereicherung der Eltern konnten wir die Sprachen Persisch, Kurdisch, Tigrinisch und Somalisch anbieten. Die Geschichte in Deutsch übernahm eine ehemalige Kollegin, die jetzt in Rente ist.

  

Die Augen der Kinder wurden immer größer als sie die Eltern sahen und diese ihnen die Geschichte des kleinen Löwen in ihren Familiensprachen vorlasen. Deutlich konnte man den Kindern ansehen, dass sie sich gut in die Geschichte hineinversetzen konnten und alles verstanden. Selbst unsere PIA-Absolventin, die die Geschichte auf Arabisch vorlas, setzte ihre Emotionen ganz anders ein und konnte so die Kinder sehr begeistern. Kinder sowie Eltern waren von diesem Tag begeistert und fanden es toll, dass ihre Familiensprachen im Kita-Alltag mit einbezogen und wertgeschätzt werden. Noch Tage später sahen sich die Kinder das Buch an und unterhielten sich über die Geschichte. Dabei konnten wir beobachten, wie sich Kinder unterschiedlicher Nationalitäten auf Deutsch über die Geschichte austauschten.

 

Durch die Aktion „Ein Buch viele Sprachen“ ist uns einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig das Benutzen und Anwenden der verschiedenen Familiensprachen ist. Die Familiensprache ist ein wichtiges Gut, damit Kinder verstehen, begreifen und sich wohlfühlen. Wir sehen einen großen Mehrwert darin, unseren Kindern im Kita-Alltag, Geschichten in ihren Familiensprachen vorzulesen. Aus diesem Grund wollen wir einmal im Monat einen mehrsprachigen Vorlesetag in unserer pädagogischen Arbeit fest verankern.

Peggy Geißler, AWO Kita Bummi Gera

 

Bilder: Peggy Geißler

Beiträge der Kinder im Modellprojekt „Vielfalt vor Ort begegnen“

Für die Newsletter geben wir an die Kitas themenspezifische Anregungen für die Praxis heraus, welche dazu dienen, auch die Kinder aus den Modelleinrichtung über partizipative Angebote aktiv einzubeziehen. Sie bieten ihnen einen Raum, um als Projektbeteiligte mit ihren Perspektiven sichtbar zu sein und für Kinder wie Fachkräfte die Gelegenheit, sich praktisch mit Vielfaltsthemen auseinanderzusetzen. Die Anregungen für die Praxis wurden von Carolin Brand und Ramona Witting gemeinsam mit Therese Herold zusammengestellt. Die Dokumentationen und Beschreibungen der praktischen Durchführungen sind hier zusammengestellt.


„Welches Fest feierst du am liebsten?“

Stellen Sie den Kindern bitte folgende Frage: „Welches Fest feierst du am liebsten?“ Hier können Feste genannt werden, die den Kindern am Herzen liegen. Diese können einen religiösen Bezug haben, müssen es aber nicht. Sie können mit den Kindern eine Gesprächsrunde machen, gemeinsam oder einzeln ein Bild zum Thema „Lieblingsfest“ malen. Auch über die Bilder kann im Nachhinein in einem Gesprächskreis gesprochen werden. Jedes Kind, das das eigene Bild vorstellen möchte, kann dies tun und den anderen Kindern präsentieren. Die Bilder können auch in einer Galerie in der Kita ausgestellt werden, sofern die Kinder dies wünschen. (aus Newsletter Dezember 2021)

Integrative Kita „Kinderland“ Erfurt

Im Rahmen einer Gesprächsrunde haben wir viele unterschiedlich Bastelgegenstände untersucht, den uns bekannten Festen zugeordnet und dann daraus für jedes Kind abgeleitet, welches Fest es am liebsten feiert. Alle Kinder entschieden sich für Weihnachten. Die Gründe, die sie dafür nannten, waren, dass es so lange gefeiert wird und man viele Geschenke bekommt, Schnee liegt und Rodeln super viel Spaß macht. Anschließen haben die Kinder bei Wintermusik ein Bild zu ihrem Lieblingsfest gemalt, geklebt, gestempelt und bei uns für alle sichtbar an die Pinnwand gehängt. 🙂 Eine Vorlage oder Vorgabe gab es dazu nicht, sie konnten aus den zur Verfügung stehenden Materialien frei wählen.

JUL-Kindergarten „Johannesplatzkäfer“ Erfurt

„Ich mag am liebsten Weihnachten. Da kommt ja der Weihnachtsmann und es gibt einen Weihnachtsbaum. Den schmücken wir zusammen. Ich hab am Wochenende auch schon leckere Plätzchen mit meiner Oma gebacken.“

„Ich mag auch Weihnachten. Da feiern wir bei Oma, die kocht ein leckeres Weihnachtsfestessen. Dort kommt dann auch der Weihnachtsmann und bringt Geschenke.“


„Bald kommt der Nikolaus, darauf freue ich mich. Da müssen wir den Stiefel putzen und dann bringt er Geschenke.“

„Bei uns gibt’s noch Ramadan. Da essen Mama und Papa den ganzen Tag nichts. Und dann gibt’s abends viel essen mit der Familie zusammen.“

„Also ich freu mich auf Silvester mit den Raketen, die in den Himmel fliegen.“

„Ich feier immer gern meinen Geburtstag. Da kann ich dann Geschenke auspacken und damit spielen. Meine Oma, mein Opa und mein Cousin kommen da immer zu Besuch und es gibt Kuchen.“

 
„Es gibt ja auch Fasching. Da verkleiden wir uns, machen Party und ich bin eine Elsa.“

„Ich finde Ostern immer schön, weil ich da Ostereier suchen kann.“

„Halloween ist immer schön, da verkleidet man sich gruselig.“


„Julian ist eine Meerjungfrau“

In einer Gesprächsrunde mit den Kindern können Sie den Titel sowie das Titelbild des Buches „Julian ist eine Meerjungfrau“ besprechen. Was sehen die Kinder auf dem Titelbild? Was fällt ihnen dazu ein? Haben sie Assoziationen mit einer Meerjungfrau? Fragen Sie die Kinder, was eine Meerjungfrau beschreibt. Was denken die Kinder, wie sich Julian auf dem Bild fühlt? Was denken die Kinder darüber, dass Julian eine Meerjungfrau sein möchte? Wenn Julian in den Spiegel schaut, sieht er sich als Meerjungfrau. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Meerjungfrau zu sein. Nach dem Gespräch mit den Kindern können Sie die Kopiervorlage „Spiegelbild“ nutzen, um die Kinder zu animieren, über sich selbst und ihre inneren Wünsche nachzudenken und diese auf das Papier zu malen. Was sehen die Kinder selbst im Spiegel? Was möchten sie gern sein? Ermutigen Sie die Kinder, sich frei von ihrer Fantasie leiten zu lassen. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Auch über die Bilder kann im Nachhinein in einem Gesprächskreis gesprochen werden. Jedes Kind, welches das eigene Bild vorstellen möchte, kann dies tun und den anderen Kindern präsentieren. Die Bilder können auch in einer Galerie in der Kita ausgestellt werden, sofern die Kinder dies wünschen. (aus Newsletter März 2022)

ASB Kita „Anne Frank“ Mühlhausen 

Als ich den Kinder das Buch „Julian ist eine Meerjungfrau“ vorstellte, hörten die Kinder gespannt zu. Es war für sie überhaupt nicht erwähnenswert, dass Julian, ein Junge, gern eine Meerjungfrau wäre. Faszinierend fanden sie, als die Oma Julian die Kette schenkte. Wie kam die Oma zu dieser Kette? Für die Kinder war es nicht relevant, dass es Menschen of Color waren, denn ihnen war die Figur egal. Sie fanden den Kopfschmuck und die Frisuren faszinierend und waren froh, dass die Oma nicht mit Julian schimpfte, hat er doch die Gardine vom Fenster als Rock genommen. Denn sie hat ja ziemlich böse geschaut, fanden sie. Als ich die Kinder fragte, ob sie gern jemand anderes wären, waren ihre Antworten: Ich wäre gern ein Meermann; ich will so bleiben wie ich bin; ich wäre gern ein Hund; ich wäre gern eine Prinzessin … . Am Ende des Projektes, welches sich über drei Angebote zog, sprachen wir noch einmal darüber: Egal wie ein Mensch aussieht, egal, wen oder was ein Mensch liebt … Jede:r hat ein Recht auf ein glückliches und wertgeschätztes Leben. Jede:r darf so sein, wie er ist.“

Die Präsentation finden Sie hier.


Partizipation: „Wohlfühl-Orte“

Lassen Sie die Kinder Orte fotografieren, zeichnen, basteln oder verbalisieren, an denen sie sich sehr wohlfühlen und an denen sich die Kinder nicht wohlfühlen. Diese können die gesamte Kita betreffen oder den Gruppenraum sowie die dazugehörigen Räume wie den Waschraum oder die Garderobe, vielleicht auch den Garten. Besprechen Sie mit den Kindern ihre ausgewählten Orte. Gibt es einen Grund, weshalb sich die Kinder an einem Ort (besonders) wohlfühlen oder nicht wohlfühlen? Besprechen sie mit den Kindern: Wie würde der Raum/Ort, an dem sie sich nicht wohlfühlen, aussehen, damit sie sich an diesem Ort wohler fühlen? Kann sich aus dem Besprochenen ein Umgestaltungsprozess ergeben, der in diesem Rahmen umsetzbar ist? Besprechen Sie dies gerne im Team und natürlich mit den Kindern, um deren Meinung in die Raumgestaltung einfließen zu lassen. Dafür könnten die Kinder beispielsweise in ein Foto einzeichnen, was sie verändern würden, etwas Neues basteln oder zeichnen. Vorher-Nachher-Bilder könnten dazu dienen, den Umgestaltungsprozess nach außen hin sichtbar zu machen oder erste Pläne der Umgestaltung zu schmieden. (aus Newsletter Juni 2022)

Partizipation in der Kita „Kleine Entdecker“ Großwechsungen

 Die Kinder haben in einem Gesprächskreis die Frage gestellt bekommen „Was gefällt euch in der Kita?“ und „Was gefällt euch in der Kita nicht?“.  In dem Gesprächskreis haben die Kinder über das Thema gesprochen und verschiedene Dinge gefunden, die ihnen gefallen:

Innen

  • Zahnbürsten
  • Puppenecke/ Bauecke/ Ritterburg
  • Erzieherinnen
  • Projekt „Gefühle“
  • Kleiner Donner (ein Holzpferd)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Außen

  • Klettergerüst
  • Rutsche
  • Trampolin
  • Spielzeug
  • Schaukel
  • Hecke
  • Kletterbaum
  • Schaukeltier

Die Kinder haben ganz viele Dinge gefunden, die Ihnen gefallen und haben sich im Gespräch auch gegenseitig gepuscht, somit wurden immer mehr Orte gefunden. Es wurden viele Sachen genannt, mit denen sie täglichen Kontakt haben und somit auch wahrnehmen.

Als die Kinder sagen sollten was ihnen nicht gefällt, haben sie zuerst etwas länger überlegt und anschließend auch viele Regeln genannt, die die Kinder nicht einhalten, jedoch nachdem die Erzieher:innen sie darauf aufmerksam gemacht haben, dass es um die Kita, Garderobe, Bad und Außengelände geht, sind ihnen ein paar Ideen eingefallen und der Erzieher:in hat sie anschließend gefragt, wie es denn schön wäre:

Innen

  • Die Garderobe ist zu klein: Sie größer machen.
  • Spinnenweben in der Ecke im Bad: Sie weg machen.
  • Bei dem Bautisch kommt man nicht an alle Seiten: Erzieher:in fragen, ob sie ihn dreht.

 

 

Außen

  • Wassermatschstraße hat Löcher und andere Spielgeräte sind kaputt oder nicht fertig: Der Haumeister kann sie reparieren oder fertigstellen.
  • Brennnesseln am Zaun: Wir können sie abschneiden.
  • Es gibt zu wenig Sand: neuen bestellen.
  • Steine sind uneben: Sie neu verlegen.
  • Putz an der Kita ist kaputt: Eine Firma kann sie ihn neu machen.

Von den Änderungswünschen, die die Kinder aufgezählt haben, können einige schnell erledigt werden und andere müssen über den Träger laufen, der sich darum kümmert. Die Kinder haben anschließend die Probleme selber gelöst, die sie lösen können: Spinnenweben entfernt; Brennnesseln abgeschnitten; der Bautisch wird jetzt immer gedreht, wenn er falsch steht.

Brennnesseln entfernt

Andere Probleme haben sie mit der Leitung besprochen, diese sie regeln kann: Die Garderobe ist zu klein und muss vergrößert werden; Wassermatschstraße und kleine Spielgeräte reparieren (Hausmeister beauftragen); neuen Sand bestellen, damit die Sandkiste wieder aufgefüllt wird. Jedoch muss sich der Träger auch um größere Probleme kümmern und diese beseitigen: bspw. die Pflastersteine begradigen und den Putz am Haus erneuern.


Besondere Interessen und Fähigkeiten

Versuchen Sie, in einer Kleingruppe die Stärken der Kinder zu fördern und bewusst wahrzunehmen, indem Sie mit den Kindern besprechen, welche besonderen Interessen und Fähigkeiten das jeweilige Kind mit sich bringt. Gerne können sich die Kinder auch gegenseitig positive Eigenschaften sowie Komplimente geben, um nach dem Prinzip der warmen Dusche Wertschätzung unter den Kindern zu verteilen. Die Sichtbarkeit von Stärken und Interessen macht auch die Partizipation jede:r Einzelnen leichter. Auch können die Merkmale der Kinder zusätzlich künstlerisch dargestellt werden, so, dass sie für die Kinder ersichtlich werden. Dazu kann beispielsweise ein Plakat mit Handabdrücken angefertigt werden, auf welchen die besprochenen Eigenschaften und Fähigkeiten zu lesen oder dargestellt sind. Auch Fotos, kleine Basteleien oder Malereien können dem Plakat hinzugefügt werden, um die Interessen und Eigenschaften für die Kinder erkennbar zu gestalten. Hier können sie gestalterisch und kreativ mit den Kindern aktiv sein. (aus Newsletter September 2022)

„Mein Komplimente-Buch“ aus dem Montessori Kinderhaus „Frohes Leben“  Gera

Ziel des Komplimente- Buchs:

> Kinder denken über sich nach und fühlen in sich hinein
> Sie beschäftigen sich mit ihren Stärken und Wünschen
> Sie fühlen sich wertgeschätzt und ernstgenommen

Vorbereitung des Heftes mit folgenden Seiten:

1. Seite: zur freien Gestaltung (Deckblatt)
2. Seite: „Das weiß ich über mich“ (Name; Alter; Gruppe; …)
3. Seite: „Was mag ich am meisten?“
4. Seite: „Was gelingt mir am besten?“
5. Seite: „Mein(e) Freund(in) heißt …“; „Was schätzt du an ihr/ ihm am meisten?“
6. Seite: „Wenn ich groß bin, möchte ich…“
7. Seite: Die starke Seite – Positive Gedanken für dich: (Rückseite mit einer Liste an positiven Gedanken + Unterschrift der ErzieherInnen)

Durchführung:

Zu Beginn haben wir im Steuerungsteam überlegt, wie wollen wir das Thema „Interesse und Fähigkeiten des jeweiligen Kindes“ an die Kinder herantragen. Wichtig war für uns die unkomplizierte und selbständige Erarbeitung durch die Kinder. Wir wollten so wenig Freiraum wie möglich durch die Fragen und andere Vorgaben einengen. Eine weitere Überlegung war: Welche Altersgruppe sprechen wir an. Wir haben uns für die Schulanfänger unseres Hauses entschieden, weil wir davon ausgegangen sind, dass sie sich recht gut auf dieses Thema einlassen werden und gleichzeitig Konzentration und Ausdauer so kurz vor Beginn der Schule entsprechend entwickelt sind.
Mit der entsprechenden Anzahl der Bücher ist dann eine Kollegin aus dem Projekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ in die Gruppe gegangen und hat mit den Wackelzähnen gearbeitet. Name, Alter und Gruppe waren schnell erledigt, weil das Aufgaben waren, die die Kinder im Vorschulalter aus eigenem Interesse geübt haben. Die weiteren Fragen ließen sich nicht so schnell beantworten, hier bedurfte es ein wenig Unterstützung durch die Fachkraft. Dabei hat sie sehr darauf geachtet, W-Fragen zu stellen und die Antwort zurück zu spiegeln. Wichtig war auch, den Kindern wirklich genügend Zeit zum Überlegen und Antworten zu lassen. Die Frage nach Freund(in) war dann schon recht schnell beantwortet.

Fazit:

Es war erstaunlich, welche Gedanken sich Kinder schon machen, wie sie sich selbst wahrnehmen und wie klar sie sagen können, was sie an anderen schätzen. Je nach Entwicklung und Interesse konnten sie ihre Aussagen im Bild umsetzen. Bei der kreativen Umsetzung haben wir u.a. auch die Tabletts der Gruppe genutzt und die Kinder konnten „abmalen“. Bemerkt wurde auch in den Gesichtern der Kinder, wie ernsthaft sie sich mit den Fragen beschäftigt haben. Dabei sind wir auch immer wieder ins philosophieren geraten. Aus unserer Sicht war es auch gut, sich Zeit zu lassen. Jedes Kind hat in seinem eigenen Tempo arbeiten können. Manche Kinder haben das ganze Heft in einem Rutsch bearbeitet. Andere waren nach zwei Seiten für den einen Tag fertig und haben das auch kommuniziert.
Am Ende haben die Wackelzähne sich mit ihren Heften in kleinen Gruppen zurückgezogen und haben sich gegenseitig erzählt, was sie gemalt haben.
Wir möchten in Zukunft das Projekt „Mein Komplimente- Buch“ als Teil der Arbeit mit den „Wackelzähnen“ ins Programm aufnehmen, weil den Kindern nochmal sehr bewusst wird, was sie gut können. Zum Schluss kommt das Heft dann in das Portfolio jedes Kindes und vielleicht wird sich das ein oder andere Kind auch hin und wieder mal einen Motivationsschub holen 😊.

 


Vielfalt der Sprachen

Welches Kind spricht welche Sprache oder Sprachen? Dies ist die Frage, welche Sie Kindern in einem Gesprächskreis stellen könnten. Sammeln Sie gerne die Sprachen in Ihrer Gruppe. Kann ein Kind sogar zwei oder drei Sprachen sprechen? Gibt es ein Kind, was eine Sprache gerade neu lernt? Vielleicht gibt es auch Lieder, welche die Kinder bereits in verschiedenen Sprachen singen oder lernen können? Auch die pädagogischen Fachkräfte können über ihre (Erst-)Sprache und deren Kenntnisse in Bezug auf Sprache sprechen. Die nächste Frage, die Sie den Kindern stellen können, ist die Frage nach den verschiedenen (Schrift-)Zeichen, die unterschiedliche Sprachen haben können. Wo finden sie diese im Alltag? Gibt es im Gebäude der Kita oder auf dem Gelände für die Kinder und deren Eltern die Möglichkeit, ihre Erstsprache auf Aushängen oder in anderen Kontexten zu sehen? Schauen Sie einfach mal mit den Kindern herum – finden sie was? Vielleicht können einige Kinder bereits Zeichen aus verschiedenen Sprachen zeichnen? Wichtig bei der Auseinandersetzung ist, alle Sprachen und Schriften als wertvoll zu betrachten und zu behandeln, denken Sie dabei auch an die Fallen aus Basismodul 4. (aus Newsletter Dezember 2022)

Mehrsprachig Singen in der Kita Mosaik Gera

1. Welche Sprachen gibt es in unserer Kita?
In der Kita Mosaik Gera haben wir uns über diese Frage ausgetauscht und festgestellt, dass über die Sprache der Kinder und Eltern nicht immer bekannt ist, ob Kinder und Eltern noch andere Sprachen als Deutsch sprechen, verstehen oder lesen können. Zum  Beispiel, ob bei einem Kind, das in der Kita Deutsch spricht, zuhause noch andere Sprachen gesprochen werden. Auch wenn man das Herkunftsland einer Familie kennt, kann man nicht immer daraus schlussfolgern, welche Sprache(n) das Kind versteht. Bei uns werden die Sprachen bereits während des Eingewöhnungsgespräch im Aufnahmebogen für das Erstgespräch erfasst.

Es ist hilfreich, die Sprachen der Kinder und Eltern zu kennen, um wichtige Informationen für Eltern übersetzen oder Dolmetscher:innen sowie Kulturmittler:innen für Gespräche organisieren zu können. Zum anderen um die Familiensprachen in der Kita wertzuschätzen und für alle sichtbar zu machen. Aushänge in verschiedenen Sprachen befinden sich in der gesamten Einrichtung – im Gruppenraum wie auch im Treppenhaus. Sie machen auf Angebote in der Kita aufmerksam oder beinhalten wichtige Informationen. Diese sind zusätzlich in drei weitere Sprachen übersetzt: arabisch, persisch und somalisch. Das Team spricht zudem die Familien persönlich an.

2. Sprachenvielfalt für alle sichtbar machen
Geplant ist im Eingangsbereich der Kita für Familien und Besucher:innen die derzeit 16 Sprachen, die in unserer Kita gesprochen werden, sichtbar zu machen, z.B. in Form einer Weltkugel oder Flaggen des Landes und „Willkommen“ in der jeweiligen Sprache.

3. Mehrsprachig Singen
Mehrsprachig singen bietet sich für viele Kulturen an. In unserer Einrichtung haben wir das Angebot gewählt, ein neues Lied in mehreren Sprachen zu erlernen. Das Angebot wurde durchgeführt, um den Kindern andere Sprachen als Deutsch näher zu bringen.
Die Kinder der Glühwürmchengruppe sprechen arabisch, persisch, russisch und deutsch. So kann jedes Kind die eigene Sprache erleben bzw. das Lied in der eigenen Sprache hören. Die Kinder lernen durch das mehrsprachige Singen zudem andere Sprachmelodien und Wörter kennen.

           

Mit Unterstützung unserer ukrainischen Kulturmittlerin fand ein Angebot im Bereich Musik statt und es wurde das Lied „Bruder Jakob“ in Russisch eingeführt. Zu Beginn spielten wir die Melodie des Liedes auf dem Xylophon. Als wir das Lied von „Bruder Jakob“ in Deutsch vorgesungen haben, waren die Kinder zurückhaltend. Sie haben nicht alles verstanden, in der Kita äußern sie sich wenig. Erst beim persönlichen Ansprechen eines russisch sprechenden Kindes auf die Frage, ob er weiß, wie seine Sprache heißt oder welche er spricht, nickt eine Junge mit dem Kopf. Anschließend haben wir den Kindern Bilder mit verschiedenen Schriftbildern gezeigt. Im Vergleich zur Benennung alltäglicher Dinge, wie z.B. das Bett, die Gurke oder der Ball, fällt es den Kindern nach direkter Ansprache von den Erzieherinnen leichter Begriffe im Deutschen als in ihrer Muttersprache im Kindergarten zu äußern. Selbstständig nahmen sich einige Kinder das Xylophon und probierten den Klang der Stäbe aus. Gemeinsam versuchten wir das Lied ‘Bruder Jakob’ auf den Xylophon zu spielen.

Bruder Jacob

Deutsch
Bruder Jakob, Bruder Jakob,
schläfst du noch? Schläfst du noch?
Hörst du nicht die Glocken? Hörst du nicht die Glocken?
Ding dang dong! Ding dang dong!

 

Russisch
Братец Якоб, братец Якоб,
Спишь ли ты ?, Спишь ли ты?
Звон на колокольне, звон на колокольне –
Динь-день-дон, динь-день-дон.

 

Ukrainisch
Брате Жаку, брате Жаку,
Ви спите? Ви спите?
Ранку дзвін лунає, ранку дзвін лунає.
Дінь-дінь-дон, дінь-дінь-дон.
Somali
walaal Jakob, walaal Jakob
wali ma mahurudaa, wali ma mahurudaa?
gambaleelka Ma maqasha, gambaleelka Ma maqasha?
ding dang dong, ding dang dong.

Mehrsprachigkeit in der Kita Kinderland in Erfurt

Im Kreis haben die Kinder das Lied „Hey, hello, bonjour, guten Tag“ als Begrüßungslied gesungen. Dann startete das Angebot mit einer Sammlung der Sprachen. Die Kinder, die am Angebot teilnehmen wollten, haben zuerst auf die Frage geantwortet: Welche Sprache(n) kannst du? Welche Sprache sprichst du Zuhause? Danach durften die Kinder mit Buntstiften Striche auf der zu ihnen passenden Sprach-Karte malen.

                 

Wir konnte 13 verschiedenen Sprachen im gesamten Haus finden: Deutsch, Arabisch, Kurdisch, Türkisch, Russisch, Ukrainisch, Spanisch, Hindi, Japanisch, Chinesisch, Italienisch, Englisch, Tigrinya.

Im nächsten Schritt haben wir uns die verschiedenen Schriften angeschaut. Bei vielen (Vorschul-)Kindern war das ABC in ihrer jeweiligen Muttersprache bekannt. Danach durfte jedes Kind seinen/ihren Namen (in der Muttersprache) entweder selber schreiben oder mit Knete nachlegen.

In den Fluren der Kita haben wir versucht, so viele der wichtigen Aushänge wie möglich in die verschiedenen Sprachen zu übersetzten. Im Eingangsbereich findet man auch ein großes Willkommensplakat, selbst gebastelte Flaggen und einen Baum der Vielfalt. In den Gruppenräumen versuchen die Pädagog:innen den Kindern Bücher in den für sie wichtigen Sprachen zur Verfügung zu stellen.

 


Familiale Vielfalt

Kommen Sie mit einer Kindergruppe für ein Gespräch über das Thema Familien in gemütlicher Runde zusammen, verdeutlichen Sie, dass Familien unterschiedlich sind und regen den offenen Austausch über folgende Fragen an: Was ist für dich eine Familie? Was machst du alles mit deiner Familie zusammen (spielen, vorlesen, essen, kochen, kuscheln, …)? An welchen Orten seid ihr mit euren Familien gern? Wer gehört zu deiner Familie? Gibt es einen Spitznamen für die Familie/Familienangehörigen oder Wörter, die nur in der eigenen Familie verwendet werden? Wichtig ist es hierbei, keine Grenzen zu setzen. Alles kann zur Familie gehören. Ergänzend können Sie gern das Buch Alles Familie! nutzen. Informieren Sie sich auch in der KiDs aktuell zum Thema Familie.

–> Die Beiträge erscheinen auch im Newsletter 2023.

Meine Familie und „Wer passt auf mich auf“ im Kinderrat in der Kita „Haus Sonnenschein“ aus Eisenach

Wir haben das Thema Familie und die damit verbundene  Frage „Wer passt auf mich auf?“ schon sehr intensiv in unserem Kinderrat besprochen, als es um die Kinderrechte ging. Wir finden das Taschenbuch der Kinderrechte von UNICEF ganz toll und kommen darüber immer sehr gut in einen guten Dialog mit den Kindern. Wir stellten uns die Fragen: Dürfen die Kinder in anderen Ländern sich aussuchen, mit was/wem/ob sie spielen; dürfen alle Kinder in den Kindergarten/zur Schule; Fahrrad fahren…? Und dann kam das Thema Familie und wer passt auf mich auf.

             

Wir haben gemeinsam überlegt, was das überhaupt ist „meine Familie“ und wer alles zu meiner Familie gehört. Ein paar Zitate: „Eigentlich habe ich gar keine richtige Familie, weil wir nicht zusammen sind“ – das hat ein Junge gesagt, der getrennt von seinem Vater lebt, die Mama ist alleinerziehend. Ein weiteres Zitat: „Ich hätte gerne eine Familie, aber ich lebe im Heim, die Erzieherinnen passen auf mich auf.“ – nach diesem Zitat war es ganz still im Raum und die Kinder haben großes Mitgefühl gezeigt. Die Kinder benannten Familienmitglieder wie Hunde, Katzen oder die kleinen Geschwister als ihre Familienmitglieder. Auch die Kuscheltiere und Dinos zum Spielen gehören dazu. Die Großeltern, Tanten und Onkel wurden häufig auch mit erwähnt, als es um die Frage ging, wer gehört alles zu meiner Familie.

Während eines Kinderrats konnten wir mit den Kindern ein paar Bilder über ihre Familien zeichnen. Die Bilder finden sie hier verlinkt. Im ersten Bild sind die Eltern (Mama und Papa) sehr groß und mit Farbe dargestellt, die anderen Figuren sind die Kinder. Im zweiten Bild sind die Eltern auch sehr groß dargestellt, die Kinder wieder eher klein. Im vierten Bild sind die Figuren spannender Weise als Aliens und ohne Gesicht dargestellt.

Im Gruppenalltag habe ich das Thema mit dem Familienspiel nochmal aufgegriffen. Gerade ist  ein Mädchen aus Ecuador namens Heydi großes spannendes Thema. Wir haben sie durch einen Brief kennengelernt, der mir persönlich mal zugesendet wurde, wo es um eine Spende ging. Das hat in diesem Moment so gut zu unserem Thema „Familie“ gepasst, dass ich den Brief einfach mal mit zu den Kindern genommen habe und nun ist das Mädchen großes Gedanken- und Gesprächsthema unter den Kindern. Sie hat nicht viel zu essen und kein richtiges Zuhause und jede Gruppe überlegt sich, was sie für Heydi tun könnte, damit es ihr besser geht. Sie malten Bilder, überlegten, wie sie ihr Essen liefern können. Es ist toll zu sehen, wie einfallsreich die Kinder werden können.

Familiale Vielfalt in der Kita Sonnenschein aus Weida

In den letzten Wochen haben wir uns mit dem Thema Familie beschäftigt. Wir haben uns das Buch „Alles Familie“ angesehen und uns über die Unterschiedlichkeit von Familie und besonders den Familien der Kinder unterhalten und ein paar Besonderheiten für jedes Kind aufgeschrieben. Zum Abschluss durfte jedes Kind selbst aussuchen, ob es die eigene Familie malen bzw. ausmalen möchte. Hier einige Eindrücke

Evangelisches Kinderhaus „Sonnenhügel“ Weimar

„Familie ist für mich Mama, Papa, Oma, Opa und ich.“ (Cara, 4 Jahre)
„Ich gehe mit meiner Familie gerne auf den Spielplatz.“ (Karl, 3 Jahre)
„Meine Mama wohnt bei mir und mein Papa woanders.“ (Karl, 3 Jahre)
„Wir kochen zusammen und manchmal helfe ich meiner Mama beim Wäschewaschen.“ (Cara, 4 Jahre)
„Manchmal streiten wir uns, aber wir haben uns trotzdem immer alle lieb.“ (Lars, 5 Jahre)
„Meine Familie ist groß.“ (Max, 3 Jahre)

(Namen der Kinder aus Datenschutzgründen geändert)


 

Vielen Dank fürs Mitmachen an alle Kinder und Fachkräfte!

Bilder: privat aus den jeweiligen Kitas / colourbox/education

Mit dem Koffer durch die Welt (Kinderland Grenzweg, Schmalkalden)

Unsere Projektidee war, dass die Kinder der „Kleinen Entdecker“ die Vielfalt der Welt und in ihrer Gruppe bewusster wahrnehmen können. Die Kinder und Familien mit ihren heterogenen Erfahrungshintergründen dienen uns hier als spannende Ressource. Jede Familie hat ihre eigenen Traditionen, Essgewohnheiten, Religion und Kultur und in der Auseinandersetzung mit diesen sollen die Kinder der Gruppe neugierig gemacht werden auf die Heterogenität der Welt, ohne dabei kulturelle Stereotype zu reproduzieren. Das Zusammenspiel von Vielfalt, Gemeinschaft und individuelle Einzigartigkeit kann so als Bereicherung erfahren und ein gegenseitiges Verständnis füreinander entwickelt werden.

Christin vom Steuerungsteam hatte die Idee, als Medium und Impuls einen alten Reisekoffer zu nutzen, der mit verschiedenen Spielen und Büchern gefüllt wird, wie wenn man verreist, kann man die unterschiedlichen Dinge dann auspacken. Der Koffer soll die Kinder einladen und Interesse wecken, die Welt zu erkunden. Die Kinder mit ihren Eltern sind mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen dabei die Expert:innen für die unterschiedlichen Länder.

Ziel:

  • Die Kinder nehmen sich in ihrer Heterogenität wahr
    • Aussehen
    • Unterschiedliche Herkunftsländer und Nationalitäten
    • Verschiedene Erstsprachen
    • Geschmacksrichtungen beim Essen, manche essen etwas Anderes
    • unterschiedliche Spielinteressen und Lieblingsspiele
    • Traditionen
  • Individuelle kindliche Persönlichkeiten bewusster wahrnehmen und benennen
  • Sich und andere Kinder besser kennenlernen.
  • die Identitätsentwicklung zu unterstützen
    • Wer bin ich?
    • Darf oder will ich das Essen was mir angeboten wird?
    • Was macht mich aus?
    • Was mag ich und was nicht?
    • Jeder Mensch ist was Besonderes.
    • Ich bin so wie ich bin und es ist gut so!
    • Ich begegne jedem Menschen mit Respekt.
    • Wie bin ich mit Anderen verbunden?

Mittel:

Ein Koffer mit verschiedene Büchern und Materialien zum Thema Vielfalt, der zunächst von den Erzieher:innen gefüllt wird, später durch Eltern mit den Kindern erweitert wird und dadurch immer weiter wächst: bspw. Weltkarte, Globus oder Bilder. Enger Kontakt und Austausch zu den Elternhäusern über ihre Familientraditionen, Religionen oder Essgewohnheiten.

Der Start:

Unser erstes Thema war: Wo kommen die Kinder und ihre Familien her? Mit großem Interesse haben die Kinder die Landkarte und den Globus betrachtet und die verschiedenen Länder gesucht, wo die Familien der Kinder herkommen:

Josef sagt: „Ich komme aus dem Iran.“ Neugierig betrachteten die Kinder die Landkarte.

Luci fragt: „Wo ist Deutschland?“ Voller erstaunen sagt sie: „Das ist aber klein!“

Elies fragt: „Wo ist das Land von meiner Mama?“ Die Erzieherin zeigt, wo Russland liegt. Die Kinder sind total Überrascht: Das ist ja riesig! Anschließend wurde auch Rumänien gezeigt und benannt.

Lucie beschäftigt die Landkarte noch länger. Sie sagt: „Ich denke, Deutschland ist so groß, aber die anderen Länder sind ja riesig.“ Auch die anderen Kinder betrachteten mit Interesse den Globus und ließen sich die Namen der Länder sagen.

Zwei Tage darauf hat Emil sich gewünscht, noch einmal in den Koffer zu schauen. Er hatte ein Sachbuch über Ägypten mitgebracht. Die Kinder haben dieses mit großem Interesse betrachtet, auch die Lage Ägyptens auf der Weltkarte war wieder interessant.

Emil zeigt: „Da sind wir. Da sind die Pyramiden.“ Es entsteht ein reger Austausch zwischen den Kindern. Auch Mumien sind ein Thema.

Irgendwann war dann das Aussehen dran. Im Buch „Menschen“ kann man die Vielfalt gut erkennen. Haarfrisuren fanden sie besonders spannend. Die sehen alle anders aus. Und trotzdem sind wir alle Freund:innen.

Dann waren die Schrifttypen Thema. Emil zeigt in seinem Buch, wie Arabische Buchstaben aussehen und Hieroglyphen. Talin zeigt, wie ihre Familie schreibt. Anschließend probieren die Kinder verschiedene Schriftarten aus. Sie sagen: „Boah, das ist ganz schön schwer.“ Isabell meint: „Guck mal, wir haben alle eine Feder im Namen.“ Sie meint damit die verschiedenen Schwünge.

Der Koffer bleibt bei den „Entdecker:innen“ ein interessantes Objekt und ist fest in den Wochenablauf integriert. Vielleicht erinnern sich die Kinder selbst an eine Urlaubsreise oder eine Flucht, wo man persönliche Dinge, Erlebnisse, Erinnerungen mitnimmt an einen anderen Platz in der Welt.

Für uns ist der Austausch ein sehr intensives, emotionales und bewegendes Erlebnis. Die Bücher, auf welche wir durch das Vielfaltprojekt erst aufmerksam geworden sind und die wir über das Projekt anschaffen konnten, regen uns als Erzieher:innen und die Kinder täglich dazu an, sich mit dem Thema Vielfalt auseinanderzusetzen. Gemeinsamkeiten zu finden, Individualität zu stärken und das Miteinander zu leben.

Christin Scholz und Sabine Bickel (Kinderland Grenzweg Schmalkalden)


Exkurs

Im Rahmen von Angeboten und Projekten innerhalb des Modellprojekts „Vielfalt vor Ort begegnen“ ist es wichtig, sensibel für mögliche Fallen im Umgang mit Vielfalt zu sein (Vergleiche auch Basismodul 4). Dafür ist es notwendig, Unterschiede sachlich zu benennen, die Vielfalt innerhalb einer Gruppe jedoch zugleich nicht durch die Gruppenzugehörigkeit zu negieren, sondern sich der Heterogenität auch bei gleicher Gruppenzuschreibung bewusst zu sein. Unterschiede sollten nicht als Besonderung sowie Abgrenzung überbetont und Kultur(en) nicht mit Nationen oder Herkunftsländern undifferenziert gleichgesetzt werden. Es bleibt also bedeutend, nicht starre Differenzen zu fokussieren, sondern transkulturell über Differenzen hinauszugehen und die Individualität der Erfahrungshintergründe im Blick zu behalten.

Team WisBeV

 

 

Pädagogik der Vielfalt zum Sommerfest im Kindergarten „Saaletalzwerge“ in Dorndorf-Steudnitz

Unsere Steuerungsgruppe, bestehend aus Antonia Göppner und Julia Bergmann, machten es sich zur Aufgabe, das Projekt „Vielfalt vor Ort begegnen“ zum diesjährigen Sommerfest des Kindergartens „Saaletalzwerge“ in Dorndorf-Steudnitz zu repräsentieren und nach außen zu vertreten. An unserem Stand während des Festes thematisierten wir individuelle Unterschiede und die Freiheit der Gefühle.

Jede und jeder ist gleich viel wert, egal welche sichtbaren und unsichtbaren Diversitätsmerkmale wir haben. Vielfalt kann ganz unterschiedliche Formen haben. Eine Papiermenschenkette an unserem Stand sollte Symbol dafür sein. Jede und jeder der zu uns kam, hatte die Möglichkeit, mit Stiften sich selbst realistisch abzubilden. Unterstützt haben dabei Fragen wie:

Welche Farbe hat meine Kleidung?

Welchen Teint hat meine Haut?

Welche individuellen, körperlichen und äußerlichen Merkmale und Eigenheiten habe ich?

Jede und jeder ist anders und einmalig. Und doch sind wir alle gleich. Gerade Kinder sollten vorurteilsbewusst erzogen werden, um sie in ihrer eigenen Identität zu stärken.

Zur Identitätsstärkung gehört für uns auch das Zeigen von Gefühlen. Jeder Mensch ist mal glücklich, mal traurig, mal zornig oder wütend. Mit pädagogischem Material, wie Emotionsbausteinen oder Literatur von „Paula und die Kistenkobolde“, wollten wir Groß und Klein neugierig machen. Beim Herstellen von bunten Knetbällen kamen wir mit Kindern, Eltern und Gästen über verschiedene Emotionen ins Gespräch. Den mit Mehl befüllten Ballons durfte noch ein Gesicht aufgemalt werden. An den entstandenen witzigen Knautschbällen mit Woll- und Wuschelkopf-Frisur dürfen Ärger, Stress, Angst, Wut oder andere Emotionen ausgelebt werden.

Für uns war es ein abwechslungsreicher und anregender Nachmittag. Wir haben mit Begeisterung eine lange Menschenkette und fantasiereiche Knetbälle hergestellt. Wir kamen mit vielen Menschen ins Gespräch und konnten so informativ sowie kreativ unsere Auffassung zum Projekt abbilden und zum Ausdruck bringen:

„Vielfalt sollte als Ressource wertgeschätzt und als Chance gesehen werden.“

Antonia Göppner und Julia Bergmann

Kindergarten „Saaletalzwerge“ (Dorndorf-Steudnitz)

Bilder: Julia Bergmann und Antonia Göppner

Tiergestützte Pädagogik im Kindergarten „Vollbrachtfinken“ (Erfurt)

„Anke, wann kommen denn Balu und seine Freunde wieder in den Kindergarten? Ich möchte mit ihnen das Spinnenspiel spielen.“ Mit dieser Frage begrüßte mich die kleine Mia, als ich aus meinem Urlaub wieder in den Kindergarten kam. Balu und seine Freunde sind drei ausgebildete Therapiebegleithunde, die das pädagogische Fachpersonal unseres Kindergartens in der Arbeit mit den Kindern unterstützen. Balu, mein eigener Hund, begleitet mich zwei bis drei Mal in der Woche zur Arbeit. Fine und Paulina kommen wöchentlich mit ihrem Frauchen Susanne Wille, um uns zu unterstützen.

Tiergestützte Pädagogik ist seit fast 20 Jahren ein Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit im Kindergarten Vollbrachtfinken im Erfurter Norden. Meerschweinchen, Fische und eine Achatschnecke haben in unserer Einrichtung ein gutes zu Hause gefunden. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen, sie in ihren Bedürfnissen zu respektieren, sie zu versorgen und entspannt zu beobachten. Für viele Kinder und Eltern ist unsere Tierecke der erste Anlaufpunkt beim Ankommen im Kindergarten. Die Tiere sind oft ein Brückenbauer zwischen Eltern, Kindern und Pädagog:innen und lockern das ein oder andere Elterngespräch auf.

Wenn die Kinder nach erfolgreicher Eingewöhnung Vertrauen und Beziehungen zu den Pädagog:innen aufgebaut haben, besteht auch für sie die Möglichkeit, immer freitags an einem Ausflug zum Reiterhof „Reitberger“ in Alach teilzunehmen. Dort lernen sie alles „rund ums Pferd“. Durch die gemeinsamen Ausflüge über die Felder und durchs Dorf lernen sie die Natur kennen und genießen die Zeit mit ihren Freunden.

Auch die kleine Mia hat großes Interesse an der Interaktion mit den Tieren. Sobald sie mich mit meinem Hund sieht, fragt sie ständig, ob wir etwas mit ihm spielen können. „Spielen mit dem Hund“ bedeutet bei uns, der Hund ist anwesend und wir überlegen gemeinsam mit den Kindern, welche Spielidee wir umsetzen können. Dabei stehen uns extra für die tiergestützte Arbeit verschiedene Materialen in allen Bildungsbereichen zur Verfügung. Mia gefällt z.B. das „Spinnenspiel“. Dabei werden Seile von Tischen zu Stühlen zu einem Spinnennetz gebunden. Eine kleine Spielzeugspinne sitzt in der Mitte und darf beim Überwinden der Seile nicht geweckt werden. Auf der einen Seite sind die Leckerlies für den Hund und diese müssen auf die andere Seite zum Hund gebracht werden, der dort auf seiner Decke wartet. Dabei fördern wir unter anderem die Motorik und das Sozialverhalten.  Andere Kinder bauen sich gern eine „Rennstrecke“ auf. Durch die Anzahl der gewürfelten Punkte entscheidet sich, wer zuerst im Ziel beim Hund ist, um ihn zu füttern.

Das sind nur zwei der verschiedenen Spielideen, die sich über die Jahre entwickelt haben und von den Kindern gern in kleinen Gruppen genutzt werden. Einer der Hauptschwerpunkte unserer tiergestützten Arbeit ist die Motivation der Kinder, Dinge oder Spiele auszuprobieren und sich dabei unbewusst weiterzuentwickeln. Mit oder für einen Hund ein Spiel zu spielen, macht unseren Kindern großen Spaß.

In unserer Einrichtung spielen und lernen auch viele Kinder mit emotionalen Einschränkungen. Da die Tiere alle Menschen so annehmen, wie sie sind und wertfrei ihnen gegenübertreten, erfahren einige Kinder im Umgang mit den Tieren meist die ersten positiven sozialen Kontakte und genießen sie. Unsere Hunde spiegeln das Verhalten der Kinder und so lernen die Kinder durch Beobachtung ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und anzupassen. Diese Erfahrungen übernehmen sie dann auch in das Spiel mit ihren Freunden.

Diese positiven Erfahrungen stärken nicht nur unsere Kinder. Auch die Pädagog:innen sind dankbar für die tierische Unterstützung und genießen gemeinsam die schönen Momente mit ihnen und den Kindern.

Anke Schmiedl aus der Kita Vollbrachtfinken in Erfurt

Kinder, Freundschaft und ein bisschen Quatsch: Kinder aus der Kita Dualingo im Offenen Hörfunkkanal Jena

„Darf ich mal mein Lieblingslied singen und Quatsch machen…….?“

„Und, wir haben eine Geschichte mitgebracht. Walter & Daisy, das sind richtige Freunde.“

Der Grundstein für Medienkompetenz wird in der Kita gelegt. Aktive Medienarbeit enthält eine reichhaltige pädagogische Kost. Sie dient dazu, dass Kinder Medien interessengeleitet nutzen und lernen, Angebote zu reflektieren und zu hinterfragen. In unserer einwöchigen Vorschulaktivität im Rahmen des Projektes „Vielfalt vor Ort begegnen“ und unserer „Medienpädagogischen Arbeit“ erforschen die Kinder der Kita Dualingo ihren Sozialraum und besuchen den Offenen Hörfunkkanal Jena. Hier tauchen sie in die Welt der Klänge, Geräusche, Sprache und Musik ein. Sie erfinden eine Hörgeschichte, erzeugen gemeinsam Geräusche und entdecken Audiotechnik. Zuhören, Mut zum Sprechen, Herantasten und Ausprobieren wird zu einem gemeinsamen Abenteuer. Nichts muss vollendet und perfekt sein.

In Eigenregie haben die Kinder Spaß daran, mit dem Micro zu hantieren, die eigene Stimme zu hören, Geräusche einzufangen und sich in einer Endlosschleife das Gesprochene anzuhören. Es sind die ganz besonderen Hörerfahrungen, die die Zuhörkompetenz unterstützen und die Fantasie der Kinder beflügeln. Eine Lieblingsgeschichte der Kinder wird zum Nacherzählobjekt: Walter kriegt Besuch.  Die Kinder haben Spaß daran, Bilder in Geräusche zu verwandeln und erleben ihre eigene Story von einer ganz besonderen Freundschaft. Die Themen der Kinder drehen sich gerade um Freunde und Freundschaft.

Was macht eine Freundschaft aus?
Warum streiten Freunde auch manchmal?
Was macht man, um sich wieder zu vertragen?
Warum streiten Menschen?

Diese Geschichte kommt ohne Streit aus, obwohl es genug Anlass dazu gibt. Das hat die Kinder besonders begeistert.

Hier können Sie – in einer Auswahl der Aufnahmen – über die Erzähl- und Gesangslust und den Mut unserer Kinder in der Kita Dualingo staunen. Einige freuen sich schon auf das nächste Mal.

Intro

Über Gefühle

Der Kuckuck und der Esel

Über Freund:innen

Grüße

Viel Spaß beim Hören!

Text: Regina Fleger, Kita Dualingo (Jena)